Mittwoch, 19. November 2008

Au revoir! - Expolingua Berlin erfolgreich beendet




Die Expolingua Berlin ist am Sonntag, den 16. November, erfolgreich zu Ende gegangen. Auf der Sprachenmesse präsentierten sich in diesem Jahr 191 Aussteller aus 33 Ländern. Damit waren mehr Länder als je zuvor auf der Messe vertreten. Auch bei den Besucherzahlen konnte eine positive Bilanz gezogen werden: 14 858 Interessierte kamen nach Berlin.

Ebenso fanden die 100 Beiträge des Vortragsprogramm mit 3767 Besuchern großen Zuspruch. Publikumsmagnet waren die zahlreichen Minisprachkurse, in denen die Besucher Sprachen wie Arabisch, Finnisch, Französisch, Japanisch und weitere ausprobieren konnten.

Die nächste Expolingua Berlin findet vom 20. bis 22. November 2009 wieder im Russischen Haus der Wissenschaft und Kultur in Berlin statt.

Infos dazu unter: www.expolingua.com

Weitere Impressionen von der Expolingua Berlin 2008 finden sich in unserer Bildergalerie.

Mittwoch, 12. November 2008

Expolingua spricht Französisch – Die Gastsprache in Aktion

Der Countdown läuft – Bereits morgen startet die Expolingua, internationale Messe für Sprachen und Kulturen in ihre 21.Auflage, in diesem Jahr mit dem Schwerpunkt Französisch. Neben verschiedenen Ausstellern aus dem frankophonen Sprachraum wird der Gastsprache vor allem im begleitenden Vortrags- und Kulturprogramm ein Sonderplatz eingeräumt.

Gleich am Freitag geht’s los: Zum Auftakt stellt das Informations- und Dokumentationszentrum der französischen Botschaft (CIDU) Schülern und Studenten die Möglichkeiten eines Auslandsstudiums in Frankreich vor und gibt hilfreiche Tipps zur Organisation.

Im Anschluss präsentiert sich das Deutsch-Französische Jugendwerk in zwei Vorträgen: Mit einem Erfahrungsbericht aus erster Hand können die Zuhörer das DFJW-Programm Sauzay im ersten Vortrag näher kennen lernen. Anschließend wird ein umfassender Überblick über alle schulischen und außerschulischen Sprachprogramme des DFJW gegeben.

Der letzte Vortrag mit Französischbezug am ersten Messetag widmet sich den Chancen und Risiken der beruflichen Mobilität in Deutschland und Frankreich. Die zweisprachige Präsentation der RESPEA Mobilitätsagentur zeigt Gemeinsamkeiten und Unterschiede in der deutsch-französischen Arbeitssuche auf und vermittelt nützliche Strategien und Informationen für einen beruflichen Senkrechtstart im Nachbarland.

Wer nach diesen Vorträgen auf den Geschmack gekommen ist, kann sich am Freitag Nachmittag sogleich in einem Minisprachkurs an der neuen Lieblingssprache versuchen.

Am Samstagnachmittag stellt das Institut Français de Berlin in zwei Vorträgen ihr vielfältiges Angebot rund um die französische Sprache und Kultur einerseits, und die Vorzüge des international anerkannten Sprachdiploms DELF andererseits vor.

Einen interessanten Einblick in die französische Phonetik gewährt die dritte Präsentation am Samstag. Der auf Französisch gehaltene Crashkurs der renommierten Pariser Universität Sorbonne Nouvelle vermittelt Grundlagen und neue Methodiken in der französischen Sprachausbildung.

Am Sonntag, dem letzten Messetag, kommt die Senatskanzlei Berlin zu Wort. Ihr Vortrag zur deutsch-französischen Bildungs- und Kulturzusammenarbeit veranschaulicht den Wirkungsbereich und des Bevollmächtigten für die deutsch-französische kulturelle Zusammenarbeit – ein Amt, das derzeit vom regierenden Bürgermeister Berlins Klaus Wowereit vertreten wird.

Das binationale Ausbildungsprogramm zum Fremdsprachenassistenten ist Thema des zweisprachigen Vortrages des CIEP (Centre international d’études pédagogiques).

Den Abschluss der Sondervorträge zur Gastsprache Französisch bildet die Präsentation von Ludolangue am Sonntag Nachmittag. Der französischsprachige Vortrag stellt die spielerischen Sprachlernmethoden des Vereins vor.

Direkt im Anschluss an die Sonderpräsentation beginnt im Rahmen des Kulturprogramms die Vorführung des Filmes Ensemble c’est tout (Zusammen ist man weniger allein). Der von Kritikern hoch gelobte Liebesfilm mit der bezaubernden Audrey Tautou in der Hauptrolle wird im französischen Original mit deutschen Untertiteln gezeigt.

Im Anschluss an den Film und als Abschluss des französischen Kulturprogramms wird der in Paris lebende Autor und Illustrator Chen Jiang Hong einen Einblick in seine international prämierten Werke geben. Der chinesischstämmige Wahlfranzose begeistert mit seinen Büchern rund um chinesische Mythen und Legenden ein weltweites Publikum. Auf die Lesung des, u.a. mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis ausgezeichneten Künstlers folgt eine exklusive Signierstunde.


Neugierig geworden? Die offizielle Webseite der Expolingua bietet alle Informationen zur Messe und dem begleitenden Vortrags- und Kulturprogramm - nicht nur zum Thema Französisch: www.expolingua.com

Eine komplette Übersicht aller Präsentationen im Rahmen des Vortragsprogramms gibt es hier.

Das Kulturprogramm am Sonntag ist auf dieser Seite zusammengestellt.

Eine Übersicht aller 190 Aussteller aus 33 Ländern ist im Ausstellerverzeichnis der Expolingua zu finden.

Freitag, 7. November 2008

Film ab! - Das französische Kino

Die Filmkunst in Frankreich kann auf eine lange Tradition zurückblicken. Als Wiege des Kinos haben französische Filmschaffende dem Medium Film nicht nur einen weltweiten Siegeszug verschafft. Neue Stilrichtungen und unkonventionelle Erzählweisen wirkten ebenso maßgebend wie stilbildend in der internationalen Filmgeschichte.

Die Brüder Auguste und Louis Lumière gelten als die Erfinder des Kinofilms. Im Jahr 1895 stellten sie mit ihrem innovativen Cinématographe erstmals bewegte Bilder einem ausgewählten Publikum vor. Ende des selben Jahres fand in Paris die erste öffentliche Filmvorführung statt. Das Debütwerk mit dem klingenden Namen L'Arrivée d'un train en gare de La Ciotat (Ankunft eines Zuges im Bahnhof von La Ciotat) lockte 35 zahlende Zuschauer in den Vorführsaal – und jagte sie im Angesicht eines heranrasenden Zuges panisch von den Sitzen. Die Kinoindustrie entwickelte sich nach anfänglich sporadischen Kurzfilmvorführungen rasant. Bereits nach kurzer Zeit zogen die überwiegend im dokumentarischen Stil gefilmten Produktionen tausende von Menschen regelmäßig in die Lichtspielhäuser. Dank der fehlenden Sprachbarriere von Stummfilmen gelang der weltweite Export französischer Filme. In der Frühphase dieser Epoche kamen schätzungsweise 80 Prozent aller Filme aus Frankreich.

Vor allem seit dem Ende der fünfziger Jahre war das französische Kino stilprägend für den internationalen Film. Als Wegbereiter der Nouvelle Vague durchbrachen Jean-Luc Godard, Claude Chabrol und Francois Truffaut mit ihren Werken die biedere Langeweile kommerzieller Studiofilme. Kantige Antihelden, ungewöhnliche Erzählstrukturen und realistische Filmtechniken ersetzten die distanzierte Künstlichkeit vorheriger Kinoproduktionen. Mit Filmen wie À bout de souffle (Außer Atem), Jules et Jim (Jules und Jim) und Le beau Serge (Die Enttäuschten) bescherten die Meisterregisseure nicht nur dem französischen Kino einen ungeahnten Erfolg. Auch damals noch unbekannte Jungstars wie Jean-Paul Belmondo und Jeanne Moreau wurden im Zuge des Neuen Französischen Films zu weltbekannten Schauspiellegenden.

Das Konzept der Nouvelle Vague hielt sich in seiner ursprünglichen Form nur bis Mitte der sechziger Jahre. In den folgenden Jahren wurde es ruhig um den französischen Film. In Deutschland ist diese Phase am ehesten durch zahlreiche Klamaukfilme von und mit Louis de Funés bekannt. Von der Balduin-Reihe über die Fantômas-Filme bis zum legendären L’aile ou la cuisse (Brust oder Keule) präsentierte der kleine Mustercholeriker massentaugliche Unterhaltung.

Eine neue Welle des französischen Kinos brachte in den achtziger Jahren moderne Klassiker wie Le grand bleu (Im Rausch der Tiefe), 37°2 le matin (Betty Blue - 37,2 Grad am Morgen) und Les Amants du Pont-Neuf (Die Liebenden von Pont-Neuf) hervor. Doch die Übermacht Hollywoods bekam auch der französische Film nachhaltig zu spüren. So ging der Anteil der französischen Produktionen in der Zuschauergunst vor allem in den achtziger und neunziger Jahren stetig zurück. Als Höhepunkte dieser Periode gelten insbesondere der Überraschungserfolg La cage aux folles (Ein Käfig voller Narren) und der alterslose Kultfilm aller Teenies La boum (La Boum - die Fete). In den neunziger Jahren hinterließen vor allem Delicatessen, La haine (Hass) und Le cinquième élément (Das fünfte Element) bleibenden Eindruck bei den Zuschauern.

Das französische Kino hat in den letzten Jahren mit weltweiten Erfolgen wie Le fabuleux destin d'Amélie Poulain (Die fabelhafte Welt der Amélie), dem Drama Les choristes (Die Kinder des Monsieur Mathieu), der oscarprämierten Piaf-Biografie La môme (La vie en rose) und dem Studentenfilm L’auberge espagnole einen erneuten Aufschwung erfahren. Im internationalen Ansehen gelten französische Produktionen nach wie vor als qualitativ hochwertig und richtungsweisend. Dank einer jahrzehntelangen filmischen Erzähltradition, talentierter Jungschauspieler, unkonventioneller Regisseure und einem besonderen Sinn für Ästhetik und Avantgarde wird das französische Kino auch in Zukunft sein Publikum zu erobern wissen, selbst über die Grenzen Frankreichs hinaus.

Einen kleinen Überblick über die französische Filmgeschichte bis zu den siebziger Jahren gibt die Seite von 35 Millimeter.

Die Website der Rélations Franco-Allemandes hat zum Thema Französischer Film eine ausgewählte Linksammlung für Interessierte zusammengestellt.

Dienstag, 4. November 2008

Okzitanisch - Das andere Französisch

In Frankreich wurde nicht immer nur Französisch gesprochen. Über viele Jahrhunderte sprachen die Menschen im Süden des Landes l'Occitan, das Okzitanisch. Dabei handelt es sich nicht um eine Variante oder einen Dialekt des Französischen: Okzitanisch ist eine so genannte galloromanische Sprache und blieb relativ unberührt von fränkischen Einflüssen. Sowohl das Französische als auch Okzitanisch haben sich unabhängig voneinander aus dem Lateinischen entwickelt.

Als natürliche Grenze der beiden Sprachräume in Frankreich gilt die Loire. Südlich des Flusses bildete sich die Langue d’Oc, das Okzitanische aus, nördlich davon die Langue d’Oïl, das weitgehend dem heutigen Französisch entspricht. Diese Bezeichnungen rühren von der unterschiedlichen Schreibweise des Wortes Ja her. Oïl steht für die altfranzösische Variante des oui; oc ist eine Abwandlung des lateinischen Partikels hoc. Das Okzitanische hat auch heute noch zahlreiche Dialekte, die sich in drei Gruppen einteilen lassen: Provenzalisch, Languedokisch und Gaskognisch.

Ihre Blüte erlebte das Okzitanisch im Mittelalter. Dort war sie die Sprache der Troubadoure und beeinflusste die Dichtkunst in ganz Europa zu dieser Zeit. Aber auch im alltäglichen Leben hatte die Sprache einen hohen Stellenwert.

Die Bedeutung des Okzitanischen im Alltag verschwand mit dem Erlass Ludwig XIV., Okzitanisch als Unterrichtssprache an den öffentlichen Schulen abzuschaffen. Mit der Französischen Revolution ab 1789 verlor die Regionalsprache weiter an Bedeutung. Der öffentliche Diskurs wurde auf Französisch geführt, das Bildungswesen wurde zentral von Paris aus organisiert und bediente sich der französischen Sprache.

Okzitanisch Heute

Nach langen Jahrzehnten der Vernachlässigung erlebte das Okzitanisch schließlich ein Comeback. Bereits im 19. Jahrhundert setzten sich Künstler und Intellektuelle für den Erhalt der Sprache ein, indem sie die alten Texte und Lieder studierten. Mitte der dreißiger Jahre des 20. Jahrhunderts einigte man sich dann auf verbindliche Regeln für die Grammatik der Sprache.

Heute wird Okzitanisch wieder an Universitäten gelehrt und an Schulen als Wahlfach angeboten. Es gibt sogar spezielle zweisprachige Privatschulen, in denen den ganzen Tag Okzitanisch unterrichtet wird. Insgesamt lernen 70.000 französische Schülerinnen und Schüler jährlich Okzitanisch.

Im privaten Umfeld wird die Sprache im Süden Frankreich heute von etwa 2 bis 3 Millionen Menschen gesprochen. Als allgemeine Alltags- und Kommunikationssprache wird sie jedoch in keinem zusammenhängenden Gebiet mehr benutzt. Zudem existiert zwar eine umfassende Schriftsprache, die zum Teil auch im Schulunterricht verwendet wird, allerdings findet diese nicht bei allen Sprechern Anerkennung.

Eine detaillierte Betrachtung der okzitanischen Sprache findet sich auf den Seiten der Universität Freiburg.

Die Website Lexilogos bietet ihrerseits eine sehr umfangreiche Linksammlung zum Occitan und seiner einzelnen Dialekte.

Dienstag, 28. Oktober 2008

Merde! - Schimpfen und Schmähen auf Französisch

Französisch gilt von jeher als Sprache der Liebe, der Diplomatie und der feinen Gesellschaft. Eine jahrhundertelange Tradition an geschliffenem Ausdruck und das Image einer über Banalitäten erhabenen Sprache eilt dem Französischen voraus. Doch die wortgewandten Franzosen können ihr eindrucksvolles Vokabular auch anders nutzen.

Fast ebenso eloquent wie deftig weiß der Franzose seine Worte als Waffe im verbalen Duell einzusetzen. Selbst trivialste Kraftausdrücke werden in unserem Nachbarland mitunter zur Kunstform erhoben und dem nicht selten verwirrten Gegenüber mehr oder weniger subtil unter die Nase gerieben. Denn ein schöner Klang macht noch lange keinen schönen Kern.

Besonders das Tierreich ist für Streitwillige eine wahre Spielwiese der Inspiration. So sollte sich jemand, der als pigeon, also Taube betitelt wird, nicht allzu sehr über diese tierische Entsprechung freuen – man hält ihn ganz unverblümt für einen leichtgläubigen Deppen. Auch ein poulet, das französische Huhn deutet nicht auf gackerndes Federvieh hin, sondern ist die schlichte Verunglimpfung eines Polizisten. Über charakterliche Parallelen lässt sich in diesem Fall nur spekulieren. Unattraktive Damen hingegen müssen sich als fader thon (Thunfisch) abwerten lassen.

Unter die Gürtellinie geht es bei französischen Verbalattacken natürlich mit Vorliebe. Fast schon altmodisch ritterlich muten die bijoux de famille (Familienjuwelen) und der braquemart (Kurzschwert) an, während die weiblichen lolos und die intime chatte (Kätzchen) eher verniedlichend sind. Wenn dann keum (Männlein) und meuf (Weiblein) aufeinander treffen, sich ausgiebig dem bécoter (Schnabeln) widmen und schließlich voir les feuilles à l’envers (die Baumblätter von unten betrachten), ist es mitunter nur noch eine Frage der Zeit, bis Madame un polichinelle dans le tiroir (einen Kasper in der Schublade) hat.

Für weitere verbale Eskapaden bietet dieses ausführliche und nicht ganz jugendfreie Schimpfwörterbuch eine Fülle französischer Schmähworte.

Das Dictionnaire de la Zone ergründet die französische Umgangssprache der großstädtischen Vororte, inklusive Suchfunktion.

Mittwoch, 1. Oktober 2008

Französisch in den USA: Louisiana

In letzter Zeit ist der US-amerikanische Bundesstaat Louisiana vor allem wegen Wirbelstürmen und Überschwemmungen in die Schlagzeilen geraten. Der Bundesstaat am Golf von Mexiko blickt jedoch auch auf eine wechselvolle Vergangenheit zurück, in der Frankreich und auch die französische Sprache eine große Rolle spielen.

Bereits 1682 beanspruchten die Franzosen Louisiana und besiedelten es 1699 dauerhaft. Zu Ehren des französische Königs Ludwig XIV. wurde das riesige Gebiet, das vom heutigen Kanada bis zum Golf von Mexiko verlief, auf den Namen Louisiana getauft. In der Folgezeit fielen Teile Louisianas an Spanien, Großbritannien und die USA, um anschließend jedoch wieder unter die Herrschaft Frankreichs zu fallen. Im Jahr 1803 verkaufte Napoleon I. den französischen Anteil für 15 Millionen Dollar an die damals noch jungen Vereinigten Staaten.


Der Einfluss Frankreichs in der Vergangenheit hat Louisiana nachhaltig geprägt. Noch heute hat die französische Sprache in dem Bundesstaat am Mississippi-Delta einen besonderen Stellenwert. Als frankophon werden in Louisiana mehrere Bevölkerungsgruppen bezeichnet. Zur Gruppe der Creoles zählen zum einen die Nachfahren französischer und spanischer Einwanderer sowie Nachkommen der Bewohner der früheren französischen Karibikkolonien.

Die größte Gruppe mit etwa 194 000 Sprechern bilden die Cajuns. Sie sind damit auch die größte französischsprachige Minderheit in den USA. Die Cajuns sind die Nachkommen französischer Kolonisten, die im 18. Jahrhundert aus der ehemaligen kanadischen Provinz Akadien vertrieben wurden. Der von dieser Bevölkerungsgruppe gesprochene französische Dialekt, der Cajun-French oder Français Acadien genannt wird, unterscheidet sich vom Standard-Französisch sowohl im Hinblick auf Grammatik, als auch beim Vokabular und der Aussprache zum Teil erheblich. Aufgrund der englischsprachigen Umgebung und dem mangelnden Sprachunterricht hat sich die Schreibweise des Français Acadien im Laufe der Zeit vermehrt anglisiert. Die Sprache der Cajuns hatte über lange Zeit einen schweren Stand. Bis weit ins 20. Jahrhundert wurden die Sprecher dieses westfranzösischen Dialekts als hinterwäldlerisch verspottet. In Schulen wurde Französisch zu sprechen bis 1974 gar verboten.

Seit 1968 engagiert sich die staatliche Agentur
CODOFIL für den Erhalt und die Förderung der französischen Sprache in Louisiana. So ist das Französische auch bei der jüngeren Generation wieder angekommen.

Einen Artikel bei Spiegel Online zu Cajun Country, Louisiana, finden Sie
hier.

Mittwoch, 24. September 2008

Französisch für Profis Teil II - Der Knoten in der Zunge

Wer nach der Lektüre unseres "Französisch für Profis Teil I" nun gedacht hat, die Eigenarten der französischen Sprache erschöpften sich in amüsant klingenden Schimpfwörtern oder schlicht abstrusen Geheimjargons, der irrt. Auch der Franzose weiß auf jedes Sahnehäubchen noch eine Kirsche zu setzen. So ist es nicht verwunderlich, dass selbst der Deutschen liebstes Sprachspiel im Französischen eine wahre Kunstform darstellt - Zungenbrecher par excellence!

Das französische Pendant zum deutschen Fischers Fritz sind die scherzhaften Virelangues. Dabei geht es, wie im Deutschen auch, um die möglichst schnelle Aussprache komplizierter und oft sinnfreier Wortkombinationen zur Belustigung der Zuhörer. Französischsprachige Anfänger in der hohen Kunst der stolperfreien Zungenbrecher sollten mit einem einfachen Satz beginnen:
  • Trois fraises fraîches et trois petites pipes fines.
  • (Drei frische Erdbeeren und drei kleine feine Pfeifen.)
Zu simpel? Vielleicht ist der bekannteste französische Virelangue schon eher eine Herausforderung:
  • Un chasseur sachant chasser doit savoir chasser sans son chien.
  • (Ein Jäger, der zu jagen versteht, muss auch ohne seinen Hund jagen können.)
Die Spuckflecken am Bildschirm halten sich immer noch in Grenzen? Keine Sorge, die wahren Meister der französischen Sprache dürfen sich gern an schweißtreibende Satzkonstruktionen wie diese wagen:
  • Un pâtissier qui pâtissait chez un tapissier qui tapissait, dit un jour au tapissier qui tapissait: vaut-il mieux pâtisser chez un tapissier qui tapisse ou tapisser chez un pâtissier qui pâtisse?
  • (Ein Bäcker, der bei einem Tapezierer, der tapezierte, backte, sagt eines Tages zum Tapezierer, der tapezierte: Ist es besser, bei einem Tapezierer, der tapeziert zu backen oder bei einem Bäcker, der bäckt zu tapezieren?)
Gratulation an alle, die diese Zischlautschlange ohne Brummschädel und Knoten in der Zunge bezwungen haben!

Für Liebhaber der Virelangues empfiehlt sich eine Spezialform der Zungenbrecher, die so genannten Trompe-oreilles. Ähnlich komplex wie die Virelangues, sorgen die Trompe-oreilles zusätzlich für akkustische Täuschungen. Einige verdrehen den Sinn des gehörten Satzes:
  • Mon père est maire de Mamère et mon frère est masseur.
  • (Mein Vater ist der Bürgermeister von Mamère und mein Bruder ist Masseur.)
Der Zuhörer versteht:
  • Mon père est mère de ma mère et mon frère est ma soeur.
  • (Mein Vater ist Mutter meiner Mutter und mein Bruder ist meine Schwester.)
Andere Trompe-oreilles erwecken den Eindruck, als ob sie aus einer fremden Sprache stammten:
  • Qu'à bu l'âne au quai? - Au quai, l'âne a bu l'eau.
  • (Was hat der Esel am Kai getrunken? - Am Kai hat der Esel Wasser getrunken.)
  • Si ton tonton tond ton tonton, ton tonton tondu sera.
  • (Wenn dein Onkel deinen Onkel kahl schert, wird dein Onkel kahl geschoren sein.)
Gefallen am virtuosen Sprachspaß gefunden? Zum weiteren Üben der Zungenfertigkeit findet sich ein Fülle von Virelangues und Trompe-oreilles auf dieser und dieser Seite.

Dienstag, 16. September 2008

Französisch für Profis Teil I – Das Argot

Der Weg zur perfekten französischen Aussprache ist gepflastert mit Stolpersteinen. Von der Aneinanderreihung unzähliger Zischlaute über verschluckte Endungen bis hin zu nicht enden wollenden Satzkonstruktionen - Die Tücken der französischen Sprache bringen so manchen Französischschüler gehörig ins Schwitzen. Nicht selten enden da die ersten Gehversuche in der Sprache unserer Nachbarn mit komplettem Lautsalat.

Für fortgeschrittene Frankophile kann die Ausdrucksform mitunter aber gar nicht knifflig genug sein. Unter ihnen erfreut sich eine sprachliche Spielart großer Beliebtheit, die mit dem Schulfranzösisch nur noch wenig zu tun hat. Das Argot, eine slangähnliche Geheimsprache, entwuchs im Mittelalter dem Milieu von Bettlern und Gaunern und wird heute vor allem von Jugendlichen gesprochen. Eine Variante des Argots ist der Metzger-Jargon Louchébem, dessen Ursprung im 19. Jahrhundert liegt. Im Louchébem wird der erste Konsonant eines Wortes ans Ende verschoben, mit einer beliebigen Nachsilbe ergänzt und der Buchstabe L an den Anfang gesetzt. So wird aus dem „monsieur“ der „lesieum“ und aus dem „fou“ der „loufoque“. Die Schreibweise verändert sich dabei oft gemäß der Lautsprache.

Etwas komplexer und variationsreicher als das Louchébem ist hingegen das Verlan. Als Verlan bezeichnet man eine jugendliche Spielsprache die, ähnlich dem Louchébem, die Wortsilben umkehrt und verschiebt. Verlan selbst ist bereits ein Wortdreher vom eigentlichen Begriff „à l’envers“ für rückwärts. Grundlegend gibt es drei Formeln für die Bildung von Verlan:
  • Die einfache Umkehrung: Das Verb „tomber“ wird zu „béton“.
  • Das Hinzufügen von Lauten: Das Schimpfwort „merde“ wird zu „demeur“.
  • Das Weglassen des letzten Vokals: Der „père“ verliert sein è auf dem Weg zum „reup“.
Den sprachlichen Verdrehungen und Nuancen sind beim Verlan kaum Grenzen gesetzt und finden nicht selten Einzug in die Umgangssprache. So werden die maghrebinischen Einwanderer in Frankreich bereits seit den achtziger Jahren mit dem Verlan-Ausdruck der „Beurs“ (von „Arabes“) bezeichnet.

Eine weitere Geheimsprache im Französischen ist das Javanais. Besonders Kinder und jüngere Teenager machen sich einen Spaß daraus, Worte und ganze Unterhaltungen so zu verfremden, dass sie für Außenstehende nicht mehr zu verstehen sind. Dabei wird die Silbe „av“ einfach zwischen Konsonant und Vokal geschoben. So lässt sich herrlich über Eltern, Lehrer und ähnlich nervende Erwachsene lästern! Welcher Pauker merkt schon, dass man ihn für doof hält, wenn er „Lave pravof est bavêtave!“ hört?

Einen pfiffigen Generator ins Javanais gibt es auf dieser Website.
Ein Wörterbuch mit 18 000 Stichworten aus dem Argot findet sich hier.

Dienstag, 26. August 2008

Woher kommt das Croissant?

Als fester Bestandteil der französischen Lebensart und Esskultur gilt das Croissant. Doch ist das Croissant wirklich „typisch französisch?

Die Ursprünge des Croissants sollen in Österreich liegen. Das Gebäck aus Hefeteig und viel Butter verdankt einer Legende zufolge seine Entstehung der Belagerung Wiens durch die Türken im 17. Jahrhundert. Zu nachtschlafender Zeit hatten die osmanischen Eroberer versucht, über einen Tunnel in die Stadt einzudringen. Die Bäcker, wie immer schon zur frühen Stunde wach und bei der Arbeit, bemerkten die Eindringlinge jedoch rechtzeitig und schlugen Alarm. Zur Feier des Tages wurde der türkische Halbmond in Teigform hergestellt.

Den Weg nach Frankreich fand das Croissant dann schließlich knapp 100 Jahre später durch die neue Gemahlin des französischen Königs Ludwig XVI. Seine Angetraute Marie-Antoinette brachte bei ihrem Umzug 1770 von Österreich nach Paris ihren ganz persönlichen Bäcker mit, damit sie auch in der Fremde nicht auf ihre geliebten Süßspeisen verzichten musste. Ihr Leibbäcker versorgte Ihre königliche Hoheit dann auch weiterhin mit „Kipferln“, die schließlich unter dem Namen Croissant (von „lune croissante“ = zunehmender Mond) in ganz Frankreich einen Siegeszug antraten. Zwar landete Marie-Antoinette im Laufe der Französischen Revolution auf dem Schafott, ihre Vorliebe für den buttrigen Blätterteig in Hörnchenform konnte sich beim Volk jedoch durchsetzen.

Die Geschichte des Croissants basiert zwar hauptsächlich auf Legenden und überlässt vieles der Spekulation. Ohne Zweifel zählt das Gebäck aber heute zu den nationalen Symbolen der Franzosen und steht in einer Reihe mit dem Eiffelturm, rotem Wein und typischen Baguette. Und ein echt französisches Frühstück kommt auch außerhalb Frankreichs niemals ohne einen heißen Café au Lait und leckere Croissants aus.

Croissants schon mal selber gemacht? Eine Auswahl von Rezepten finden Sie hier.

Mittwoch, 20. August 2008

Französisch – die Sprache der Liebe

Charmant, feinsinnig, zärtlich, romantisch – der französischen Sprache werden viele positive Merkmale zugesprochen. Als „Sprache der Liebe“ wird sie vor allem auch von uns Deutschen bezeichnet. Doch woher kommt diese Redensart? Was macht ein zart geflüstertes „Je t’aime“ um so vieles romantischer als ein schlichtes „Ich liebe dich“ oder das etwas inflationär gebrauchte „I love you“?

Die romantischen Vorstellungen und Assoziationen zur französischen Sprache haben ihren Ursprung unter anderem im 18. und 19. Jahrhundert. In der französischen Literatur war das Zeitalter der Romantik angebrochen und die Schriften der Autoren aus Frankreich erfreuten sich unter Intellektuellen und beim Adel in ganz Europa größter Beliebtheit. Bildungsreisen ins europäische Ausland kamen zu jener Zeit ebenfalls in Mode, die auch meist eine längeren Aufenthalt in Paris beinhalteten. Berichte aus der „Stadt der Lichter“ taten daher ihr Übriges, das Bild des romantischen und eleganten Frankreich ins Ausland zu tragen.

Die französischen Chansons beschworen spätestens seit dem 20. Jahrhundert erneut den Mythos der „Sprache der Liebe“. Wenn Edith Piaf „C’est l’amour“ anstimmt oder Serge Gainsbourg und Jane Birkin "Je t'aime" ins Mikrophon hauchen, bleibt kaum einer ungerührt. Das Chanson wurde zum Inbegriff der Liebe, des Leidens und des Dramas, auch wenn er sich immer wieder politischen Themen zuwendet.

Französisch hört sich für unsere Ohren nicht nur sehr melodiös an - die Franzosen geben sich auch vergleichsweise große Mühe, sich mit höflichen Äußerungen und Komplimenten beim anderen Geschlecht beliebt zu machen. Macht „Mann“ im Deutschen unwirsch auf sich ausbreitende „Fettpölsterchen“ aufmerksam spricht der Franzose galant vom "poignée d'amour", einem "Haltegriff der Liebe". Auch der „Bierbauch“ kommt bei unseren Nachbarn besser weg, er heißt hier "coussin d'amour", das „Kissen der Liebe“.

Ein weiterer Beitrag zum Thema im Internet

Internationale Popgrößen starteten in der Vergangenheit immer wieder Ausflüge in die Sprache der Liebe, zu hören auf dem SamplerParlez Vous Pop?“
. Hörproben finden Sie hier.

Dienstag, 12. August 2008

Die Berliner Schnauze spricht Französisch

Die Franzosen prägten nicht nur nachhaltig die Geschichte Berlins sondern auch den Jargon der Einheimischen, das Berlinerische. Französisch war in den vergangenen Jahrhunderten beim Adel und der bürgerlichen Oberschicht der Stadt die Sprache der Wahl, auch bei Intellektuellen sowie in der Bildung und Diplomatie war das Französische weit verbreitet.

Zudem sorgte die Aufnahme der französischen Hugenotten, die im 17. Jahrhundert vor der Unterdrückung in ihrer Heimat flohen, sowie die Besatzung Preußens durch Napoleon zu Beginn des 19. Jahrhunderts für einen nachhaltigen Einfluss der französischen Sprache auf die Berliner Mundart.

Nach und nach ließen die Berliner französische Begriffe und Redensarten in den eigenen Jargon mit einfließen. Französisch zu sprechen galt schließlich auch beim einfachen Volk als "chic". Man orientierte sich dabei jedoch lediglich am Klang der französischen Begriffe. Daher ist nicht immer auf den ersten Blick zu erkennen, welche französische Worte oder Redewendungen in die eigene aufgenommen und auf Berliner Art angepasst wurden.

Hier einige Beispiele zum Französischen im Berlinerischen, wie es auch noch heute bei den "echten" Hauptstadtbewohnern zu hören ist, entnommen aus dem Buch "Französisch im Berliner Jargon" von Ewald Harndt:

Zweemal bin ick mit se ums Karree (carré) jelofen, da hatte ick de Neese pleng (nez, plein=voll).

Sei nicht so etepete (être peut-être = im Zweifel sein) und knall ihm mit Forsche (force=Kraft) eene vor'n Deez (tête=Kopf).


Et is een wahret Jlück, det bei det Unjlück jlücklicherweise keen Maller (malheur) passiert.


Ein kurzer Beitrag dazu bei Wikipedia:
Französisch in der Berliner Mundart