Dienstag, 28. Oktober 2008

Merde! - Schimpfen und Schmähen auf Französisch

Französisch gilt von jeher als Sprache der Liebe, der Diplomatie und der feinen Gesellschaft. Eine jahrhundertelange Tradition an geschliffenem Ausdruck und das Image einer über Banalitäten erhabenen Sprache eilt dem Französischen voraus. Doch die wortgewandten Franzosen können ihr eindrucksvolles Vokabular auch anders nutzen.

Fast ebenso eloquent wie deftig weiß der Franzose seine Worte als Waffe im verbalen Duell einzusetzen. Selbst trivialste Kraftausdrücke werden in unserem Nachbarland mitunter zur Kunstform erhoben und dem nicht selten verwirrten Gegenüber mehr oder weniger subtil unter die Nase gerieben. Denn ein schöner Klang macht noch lange keinen schönen Kern.

Besonders das Tierreich ist für Streitwillige eine wahre Spielwiese der Inspiration. So sollte sich jemand, der als pigeon, also Taube betitelt wird, nicht allzu sehr über diese tierische Entsprechung freuen – man hält ihn ganz unverblümt für einen leichtgläubigen Deppen. Auch ein poulet, das französische Huhn deutet nicht auf gackerndes Federvieh hin, sondern ist die schlichte Verunglimpfung eines Polizisten. Über charakterliche Parallelen lässt sich in diesem Fall nur spekulieren. Unattraktive Damen hingegen müssen sich als fader thon (Thunfisch) abwerten lassen.

Unter die Gürtellinie geht es bei französischen Verbalattacken natürlich mit Vorliebe. Fast schon altmodisch ritterlich muten die bijoux de famille (Familienjuwelen) und der braquemart (Kurzschwert) an, während die weiblichen lolos und die intime chatte (Kätzchen) eher verniedlichend sind. Wenn dann keum (Männlein) und meuf (Weiblein) aufeinander treffen, sich ausgiebig dem bécoter (Schnabeln) widmen und schließlich voir les feuilles à l’envers (die Baumblätter von unten betrachten), ist es mitunter nur noch eine Frage der Zeit, bis Madame un polichinelle dans le tiroir (einen Kasper in der Schublade) hat.

Für weitere verbale Eskapaden bietet dieses ausführliche und nicht ganz jugendfreie Schimpfwörterbuch eine Fülle französischer Schmähworte.

Das Dictionnaire de la Zone ergründet die französische Umgangssprache der großstädtischen Vororte, inklusive Suchfunktion.

Mittwoch, 1. Oktober 2008

Französisch in den USA: Louisiana

In letzter Zeit ist der US-amerikanische Bundesstaat Louisiana vor allem wegen Wirbelstürmen und Überschwemmungen in die Schlagzeilen geraten. Der Bundesstaat am Golf von Mexiko blickt jedoch auch auf eine wechselvolle Vergangenheit zurück, in der Frankreich und auch die französische Sprache eine große Rolle spielen.

Bereits 1682 beanspruchten die Franzosen Louisiana und besiedelten es 1699 dauerhaft. Zu Ehren des französische Königs Ludwig XIV. wurde das riesige Gebiet, das vom heutigen Kanada bis zum Golf von Mexiko verlief, auf den Namen Louisiana getauft. In der Folgezeit fielen Teile Louisianas an Spanien, Großbritannien und die USA, um anschließend jedoch wieder unter die Herrschaft Frankreichs zu fallen. Im Jahr 1803 verkaufte Napoleon I. den französischen Anteil für 15 Millionen Dollar an die damals noch jungen Vereinigten Staaten.


Der Einfluss Frankreichs in der Vergangenheit hat Louisiana nachhaltig geprägt. Noch heute hat die französische Sprache in dem Bundesstaat am Mississippi-Delta einen besonderen Stellenwert. Als frankophon werden in Louisiana mehrere Bevölkerungsgruppen bezeichnet. Zur Gruppe der Creoles zählen zum einen die Nachfahren französischer und spanischer Einwanderer sowie Nachkommen der Bewohner der früheren französischen Karibikkolonien.

Die größte Gruppe mit etwa 194 000 Sprechern bilden die Cajuns. Sie sind damit auch die größte französischsprachige Minderheit in den USA. Die Cajuns sind die Nachkommen französischer Kolonisten, die im 18. Jahrhundert aus der ehemaligen kanadischen Provinz Akadien vertrieben wurden. Der von dieser Bevölkerungsgruppe gesprochene französische Dialekt, der Cajun-French oder Français Acadien genannt wird, unterscheidet sich vom Standard-Französisch sowohl im Hinblick auf Grammatik, als auch beim Vokabular und der Aussprache zum Teil erheblich. Aufgrund der englischsprachigen Umgebung und dem mangelnden Sprachunterricht hat sich die Schreibweise des Français Acadien im Laufe der Zeit vermehrt anglisiert. Die Sprache der Cajuns hatte über lange Zeit einen schweren Stand. Bis weit ins 20. Jahrhundert wurden die Sprecher dieses westfranzösischen Dialekts als hinterwäldlerisch verspottet. In Schulen wurde Französisch zu sprechen bis 1974 gar verboten.

Seit 1968 engagiert sich die staatliche Agentur
CODOFIL für den Erhalt und die Förderung der französischen Sprache in Louisiana. So ist das Französische auch bei der jüngeren Generation wieder angekommen.

Einen Artikel bei Spiegel Online zu Cajun Country, Louisiana, finden Sie
hier.