Dienstag, 23. November 2010

EXPOLINGUA Berlin 2010 – Chinesisch zum Entdecken und Erleben



Die 23. Expolingua Berlin, Deutschlands internationale Messe für Sprachen und Kulturen, ist am Sonntag, dem 21. November erfolgreich zu Ende gegangen. 182 Aussteller aus 26 Ländern präsentierten 13 086 Besuchern ihr Angebote zum Thema Sprachenlernen und –lehren.

Zur Gastsprache Chinesisch hatte die Messe einiges zu bieten. Unter dem Dach der chinesischen Organisation Hanban waren elf Konfuzius-Institute vor Ort. Hier gab es neben Informationen zur Sprache und Kultur Chinas auch Performances und Tanzeinlagen zu sehen.

Zur chinesischen Sprache informierten außerdem das Chinesische Kulturinstitut Berlin, das International House Xi'an, Mandarin Home sowie das LSI Landesspracheninstitut Bochum. Im Vortragsprogramm der Expolingua konnten die Besucher zusätzlich erfahren, wie man einfach und schnell Grundkenntnisse in der chinesischen Sprache erwerben kann, was sich hinter den geheimnisvollen Schriftzeichen verbirgt und dass Chinesisch lernen gar nicht so schwer ist.

Impressionen von der EXPOLINGUA Berlin 2010 gibt es in der Bildergalerie. Die nächste internationale Messe für Sprachen und Kulturen findet vom 26. bis 28. Oktober 2011 wieder im Russischen Haus der Wissenschaft und Kultur in Berlin statt.

EXPOLINGUA Berlin

Donnerstag, 18. November 2010

Expolingua Berlin startet am morgigen Freitag!

Die Expolingua Berlin steht kurz bevor: Die Messe startet morgen, am 19. November, im Russischen Haus der Wissenschaft und Kultur in Berlin-Mitte. Bis Sonntag, dem 22. November, können sich Besucher im Rahmen des Messeschwerpunkts „Chinesisch“ rund um die chinesische Sprache und Kultur informieren. Zum persönlichen Gespräch vor Ort sind
  • Chinesisches Kulturzentrum Berlin, Deutschland / China
  • Confucius Classroom Munich, Deutschland
  • Confucius Institute at Frankfurt University , Deutschland
  • Confucius Institute at the University of Duesseldorf , Deutschland
  • Confucius Institute at the Free University of Berlin, Deutschland
  • Confucius Institute at the University of Duisburg-Essen, Deutschland
  • Confucius Institute at the University of Freiburg, Deutschland
  • Confucius Institute at the University of Hamburg , Deutschland
  • Confucius Institute at the University of Heidelberg , Deutschland
  • Confucius Institute at the University of Leipzig , Deutschland
  • Confucius Institute at Trier University, Deutschland
  • Confucius Institute in Hannover, Deutschland
  • Confucius Institute Nürnberg at Friedrich-Alexander-University Erlangen-Nürnberg, Deutschland
  • Hanban (Confucius Institute Headquarters), China
  • International House Xi'an, China
  • LSI Landesspracheninstitut Bochum, Deutschland
  • Mandarin Home / Eazy English, China/Indien
Auch das Vortragsprogramm hat Einiges zum Thema zu bieten. In Mini-Sprachkursen können sich die Besucher an drei Tagen in Chinesisch ausprobieren. Darüber hinaus informieren Experten, wie man einfach und schnell Grundkenntnisse in der chinesischen Sprache erwerben kann, was sich hinter den geheimnisvollen Schriftzeichen verbirgt und dass Chinesisch lernen gar nicht so schwer ist. Einen Überblick zu den Beiträgen zur chinesischen Sprache finden Sie hier.

Doch nicht nur die chinesische Sprache ist Thema der Messe. Insgesamt präsentieren sich 182 Aussteller aus 26 Ländern und informieren über verschiedene Möglichkeiten des Fremdsprachenlernens und –lehren. Darunter sind Sprachschulen aus dem In- und Ausland, Sprachreiseveranstalter und Austauschorganisationen sowie Botschaften, Kulturinstitute, Fremdenverkehrszentralen und Verlage. Das Vortragsprogramm bietet rund 100 Beiträge zu den Themen Sprachenlernen und Auslandsaufenthalte. Fremde Sprachen können direkt in Minisprachkursen getestet werden. Ein Highlight bildet außerdem eine Vortragsreihe speziell zum Sprachenlernen für Vorschulkinder.

Alle Aussteller und Programmpunkte sind im Internet zu finden unter www.expolingua.com

Freitag, 12. November 2010

Herausforderungen beim Chinesischlernen

Im Gespräch mit der Sprachkursabteilung des Chinesischen Kulturzentrums Berlin haben wir mehr über die Hürden beim Chinesischlernen erfahren.

Wie lange benötigt ein Chinesischlerner, um sich auf Chinesisch verständigen zu können?

Es kommt darauf an, wie oft er das Unterrichtsangebot in Anspruch nimmt. Wenn er zwei Mal in der Woche à 2 Stunden am Chinesisch Unterricht teilnimmt, benötigt er etwa sechs bis neun Monate. Danach kann er sich in einfachen Lebenssituationen verständigen.

Um komplett verhandlungssicher zu sein, wird weitaus mehr Studienzeit benötigt. Am empfehlenswertesten ist es ein Jahr bei uns Chinesisch zu lernen und dann noch einige Zeit in China zu leben.

Wie kann man sich den Lernprozess vorstellen?

Wenn man Chinesisch lernt, lernt man es wie andere Sprachen mittels Aussprache und Schrift. Man lernt zuerst die Aussprache und die Betonung sowie die Grundlagen der Schriftzeichen. Am Anfang liegt der Fokus ganz klar beim Sprechen. Fortgeschrittene lernen die Aussprache und die Schriftzeichen parallel.

Vorlieben beim Lernen sind bei den Schülern dabei ganz unterschiedlich. Manche Schüler begeistern sich für die Schriftzeichen, weil sie so viel über unsere Kultur erfahren. Andere sprechen lieber und üben die vier Töne.

Wo liegen die Hürden beim Lehren der chinesischen Sprache?

Die Schriftzeichen sind ja in einer ganz anderen Kultur entstanden. Es ist nicht immer leicht, Mitteleuropäern die andere Denkweise, die der Schrift zu Grunde liegt, zu vermitteln.

Mein Tipp: Nutzen Sie jede Gelegenheit, die sich Ihnen bietet, um Chinesisch zu sprechen und auch zu lesen.

Wo sehen Sie Gemeinsamkeiten und Unterschiede vom deutschen zum chinesischen Alltag?

Auf diese Frage gibt es viele Antworten. Die anschaulichsten Beispiele sind die Ess- und Trinkgewohnheiten. Chinesen benutzen Stäbchen während Deutsche mit Messer und Gabel essen. Chinesen trinken gerne Tee, die Deutsche trinken lieber Kaffee.

Zum Schluss noch ein kurzer Abstecher in den kulinarischen Bereich: Welche chinesische Spezialität fehlt Ihnen hier in Deutschland? Gibt es eine deutsche Speise, die sie besonders mögen?

In China ist die Auswahl an Meeresfrüchten viel größer als in Deutschland, das fehlt mir ab und an.
Eine meiner liebsten Speisen in Deutschland ist jedoch das gegrillte Berliner Eisbein mit Sauerkraut.

Montag, 8. November 2010

Chinesisch - Schnupperkurs

Einen ersten Einblick bietet der Expolingua Berlin Online-Schnupperkurs in die chinesische Sprache. Der kleine Überblick konnte mit Unterstützung von unserem Partner Das China Büro e.V. realisiert werden.

Die Begrüßung auf Chinesisch


Ni Hao
Hallo

Das linke Zeichen bedeutet du und wird in Pinyin ni (im dritten Ton: fallend-steigenden) ausgesprochen.
Das rechte Zeichen bedeutet gut und wir in Pinyin hao (auch im dritten Ton: fallend-steigenden ausgesprochen.

Die chinesische Begrüßungsformel Ni hao ist gleich wie Hallo auf Deutsch. Die Antwort der angesprochenen Person sollte ebenfalls Ni hao sein.

Der Abschied auf Chinesisch


Zai Jian
Auf Wiedersehen

Das linke Zeichen bedeutet "noch" oder "wieder" und wird in Pinyin zai (im vierten Ton: fallend) ausgesprochen.
Das rechte Zeichen bedeutet "sehen" und wird in Pinyin jian (ebenfalls im vierten Ton: fallend) ausgesprochen.
Zusammen entspricht es "Auf Wiedersehen" auf Deutsch.

Freitag, 5. November 2010

Chinesisch – meistgesprochene Muttersprache

Ein Gastbeitrag von Dr. Susanne Buschmann
Chinesisches Kulturzentrum Berlin. 美

Für Mitteleuropäer kaum vorstellbar, aber wahr: Chinesisch ist die meist-gesprochene Muttersprache der Welt. Mehr als ein Fünftel der Weltbevölkerung spricht Chinesisch, auch wenn man berücksichtigt, dass sich diese Sprache in viele, zum Teil sehr unterschiedliche Dialekte aufgliedert. Kann man Chinesisch deshalb schon als eine Weltsprache einordnen? In China ist zu dieser Frage in jüngster Zeit eine lebhafte Diskussion entbrannt, denn nach wie vor ist es eine Tatsache, dass Chinesisch vor allem von den Chinesen selbst gesprochen wird. Dabei ist zu beachten, dass Chinesisch über die 1, 3 Milliarden Einwohner der Volksrepublik China hinaus auch noch von mehreren Hundert Millionen Auslands-Chinesen als Muttersprache benutzt wird.

Der Blick auf die Situation im letzten Jahrzehnt zeigt hier einen deutlichen Wandel hinsichtlich der Nutzung im World Wide Web.Hier ist Chinesisch zum Beispiel nach Englisch die zweithäufigste Sprache geworden – nicht zuletzt dadurch, dass es Hunderte Millionen Chinesen gibt, die das Internet täglich nutzen. Und schon seit über 60 Jahren ist Chinesisch eine anerkannte Amtssprache der UNO. Immer mehr verbreitet sich international die Erkenntnis, dass eine Erschließung des Reichtums der Kultur und der Geschichte Chinas, die über das Oberflächliche hinausgeht, nur durch die Kenntnis seiner Sprache und Schrift möglich ist. Ganz folgerichtig nimmt mit der wachsenden Rolle Chinas in der internationalen Staatengemeinschaft gegenwärtig in vielen Ländern der Welt die Nachfrage nach dem Erlernen des Chinesischen deutlich zu, so auch in Deutschland und in Berlin.

Chinesisch lernen in jedem Alter

Nicht nur junge Leute, sondern auch viele ältere Menschen lassen sich auf die Sprache ein, und das, obwohl Chinesisch allgemein als schwer zu erlernen gilt. Dabei machen dann viele die Erfahrung, dass das gesprochene Chinesisch für europäische Ohren zunächst zwar recht fremdartig klingt, Chinesisch ist eine Sprache mit verschiedene Tonen, aber durchaus erlernbar ist.

Die Beherrschung der chinesischen Schrift hingegen kostet im Vergleich zu alphabetischen Systemen viel mehr Zeit und Mühe. Aber der Aufwand lohnt sich. Denn erst durch die Kenntnis der chinesischen Schrift erschließt sich dem Europäer tatsächlich der Zugang zur alten und neuen Kultur Chinas. Die chinesische Schrift, das älteste erhaltene Schriftsystem der Welt, ist nicht nur einst von anderen Kulturen Ostasiens übernommen worden; auch heute spielt sie im Modernisierungsprozess Chinas eine immer wichtigere Rolle. Es handelt sich dabei um eine sehr lebendige Schrift, die nicht nur als ein praktisches Verständigungsmittel in China und in Ostasien dient, sondern in der sich zugleich die Kultur Chinas auf besondere Weise widerspiegelt. Diese enge Verbindung von Sprache und Schrift mit Geschichte, Kultur, Lebensweise, Philosophie und Gefühlswelt einer Nation stellt mit Sicherheit ein einzigartiges Phänomen in der Welt dar.

Mittwoch, 3. November 2010

Das Shanghai Writing Program

Dieser Artikel erscheint in Medienpartnerschaft mit dem Deutsch-Chinesischen Kulturnetz www.de-cn.net. Dabei geht es um das Shanghai Writing Program 2010. Im Auftrag des Deutsch-Chinesischen Kulturnetzes führte Li Jianming (李健鸣) ein Interview mit Wang Anyi (王安忆), der Vorsitzenden des Shanghaier Schriftstellerverbands.

Die in China bekannte chinesische Schriftstellerin Wang Anyi wurde 1954 in Nanjing geboren und wuchs in Shanghai auf. Ihr Hauptwerk The Song of Everlasting Sorrow wurde bei der 5. Verleihung des Mao-Dun-Literaturpreises ausgezeichnet und später verfilmt. Seit 2001 ist Wang Anyi Vorsitzende des Shanghaier Schriftstellerverbands. Sie war oft zu Gast in Deutschland und hat dort an Lesungen und Diskussionen teilgenommen.

Können Sie uns erzählen, wie dieses Programm entstanden ist?

So ein Programm schwebte mir schon seit geraumer Zeit vor. 1983 hatte ich meine Mutter - die berühmte, bereits verstorbene Schriftstellerin Ru Zhijuan (茹志鹃) - zu einem internationalen Schriftstellerprogramm an der Universität Iowa begleitet, das von Nie Hualing (聂华苓) und ihrem Mann veranstaltet wurde. Das hat mich damals stark inspiriert. Nach und nach hat die Idee, in Shanghai eine ähnliche Veranstaltung auf die Beine zu stellen, dann Gestalt angenommen, doch die Voraussetzungen haben lange nicht gestimmt. Erst als vor drei Jahren das Führungsgremium des Shanghaier Schriftstellerverbands seine aktive Unterstützung zusagte, konnte mein Wunsch realisiert werden. Wir übernehmen für die ausländischen Autoren die Flugtickets, die Unterkunft und – für zwei Monate – die Lebenshaltungskosten, das sind beträchtliche Ausgaben. Freilich sind wir nun in der Lage, diese Kosten voll und ganz tragen.

Was sind die Ziele dieses Programms?
Wir wollen ausländische Autoren nach Shanghai holen, um ihnen Literatur aus Shanghai und China nahezubringen. Natürlich hoffen wir auch, dass sie etwas von unserer Literatur in die Welt tragen.

Und wie läuft das Programm konkret ab?

Das Programm findet in diesem Jahr bereits zum dritten Mal statt. Im ersten Jahr kamen drei Autoren, im Jahr darauf fünf und nun sind es sieben. Wir haben uns von Anfang an dafür entschieden, die Schriftsteller nicht in Hotels, sondern in chinesischen Wohnvierteln unterzubringen, damit sie ein chinesisches Lebensumfeld kennenlernen können. In den letzten beiden Jahren haben wir durchgängig ein sehr positives Feedback von den ausländischen Autoren erhalten. So haben die Schriftstellerinnen, die im ersten Jahr aus Japan, Kanada und Australien kamen, das Programm nach ihrer Rückkehr von sich aus an andere Schriftsteller weiterempfohlen. Unser Programm wird auch von den chinesischen Konsulaten einiger Länder aktiv unterstützt, unter anderem von denen aus Tschechien, Israel und Schweden.

Die Autoren gestalten ihren Aufenthalt in Shanghai überwiegend selbst, sie müssen lediglich einen Vortrag zu einem von uns vorgegebenen Thema halten und einmal für ein Gespräch mit Studenten der Fudan-Universität zur Verfügung stehen. Im ersten Jahr lautete das Thema „Heimat und Fremde“, im zweiten Jahr „Where do you come from“, es ging also um Heimatliteratur und den Heimatbegriff, und auch darum, das Eigene in Frage zu stellen. In diesem Jahr hingegen lautet das Motto „Stadt und Schreiben“, das berührt vor allem Fragen des Arbeitens und Überlebens von Autoren, die in Städten leben. Denn dieses Jahr findet ja auch die EXPO in China statt, und die steht unter dem Motto „Better City – Better Life“.

Gab es auch Probleme bei der Umsetzung des Programms?


Natürlich. Zunächst bei der Auswahl der Autoren. Unser Projekt ist zwar kein Austauschprogramm, aber wir mussten uns dennoch mit den Kulturinstitutionen anderer Länder in Verbindung setzen, um uns von ihnen Schriftsteller vorschlagen zu lassen. Einige berühmte Schriftsteller lassen sich kaum für eine Einladung gewinnen, denn sie sind furchtbar beschäftigt. Außerdem werden viele Angelegenheiten über Agenten organisiert, was es unmöglich macht, direkten Kontakt mit diesen Autoren aufzunehmen.

Selbstverständlich gibt es auch sprachliche Barrieren, aber die normalen Anforderungen des Alltags, also nach dem Weg zu fragen oder etwas einzukaufen, stellen eigentlich kein Problem dar, denn in Shanghai sprechen viele Leute ein paar Brocken Englisch. Wenn die Autoren Besuche und Besichtigungen machen, an Podiumsdiskussionen teilnehmen oder einen Vortrag halten, stellen wir ihnen stets einen Dolmetscher zur Seite.

Inhaltlich gesehen haben wir in den vergangenen zwei Jahren zu viele touristische Aktivitäten unternommen. Das wollen wir dieses Jahr anders machen. Beispielsweise möchten wir den ausländischen Autoren mehr von den Randgebieten Shanghais zeigen und mit ihnen zum Beispiel Schulen von Wanderarbeiterkindern besuchen, damit sie nicht nur die Entwicklung der Stadt sehen, sondern auch die neuen Probleme, die sich aus dieser Entwicklung ergeben.

Auch die Kommunikation mit ausländischen Kulturinstitutionen kann sich schwierig gestalten, vor allem, wenn es keine regelmäßigen Kontakte gibt.

Welche Auswirkungen hat das Programm in der Gesellschaft?

Einen sehr positiven. Zum einen sind die Studenten der Fudan-Universität äußerst interessiert an den Vorträgen der Schriftsteller und nehmen auch gerne an deren Diskussionsveranstaltungen teil. Aber auch die Shanghaier Autoren profitieren von dem Kontakt mit den ausländischen Schriftstellern. In anderen Ländern gibt es meist keine Schriftstellerorganisationen, und wenn wir ins Ausland reisen, ist es oft sehr schwer, mit echten Schriftstellern zusammenzutreffen. Auch die Shanghaier Medien beteiligen sich aktiv an unserem Programm, so wurde zum Beispiel in der englischen Ausgabe der Shanghai Daily wurde über unsere Aktivitäten berichtet.

Haben Sie neue Pläne für das Programm?

Ja, ich wünsche mir, dass wir in Zukunft den Schwerpunkt auf die Entwicklungsländer legen können und mehr Schriftsteller aus Dritte-Welt-Ländern nach Shanghai einladen.

Sie waren schon in Deutschland, welchen Eindruck haben sie von der deutschen Literatur?

Ich habe zwar keine umfassende kulturelle Bildung genossen, aber die Übersetzungen insbesondere der europäischen Literatur und natürlich auch deutscher Werke haben mich stark beeinflusst. Ich war bereits einige Male zu Besuch in Deutschland, habe auch eine Weile in Bonn gelebt und den dortigen Alltag kennengelernt. Mir ist aufgefallen, dass die Deutschen sehr anti-materialistisch eingestellt sind. Allerdings fand ich das Leben in Deutschland alles in allem etwas dröge.

Eine Frage zum Schluss: Würden Sie uns verraten, woran Sie derzeit arbeiten?

Seit einem halben Jahr schreibe ich an einem neuen Roman. Der Roman spielt in Shanghai und schildert eine Geschichte aus der Ming-Zeit. Ich werde das Buch noch dieses Jahr fertig schreiben.

Wang Anyi, vielen Dank für das Gespräch!

Interview/Text: Li Jianming (李健鸣)
Übersetzung: Julia Buddeberg
Oktober 2010

Links zum Thema
Shanghaier Schriftstellerverband
Tina Uebel Reiseblog
Zum Originaltext

Bildquellen:
Wang Anyi 2005 in Shanghai, Foto: Zhang Peng © ImagineChina
Teilnehmer des „Shanghai Writing Program 2010“ © Schriftstellerverband Shang

Mittwoch, 27. Oktober 2010

10 Fragen an... Chen Danyan

Dieser Artikel erscheint in Medienpartnerschaft mit dem Deutsch-Chinesischen Kulturnetz www.de-cn.net. In der Rubrik „Zehn Fragen an…“ erzählen bekannte Persönlichkeiten des deutschen und chinesischen Kulturlebens über ihre persönliche Verbindung zum jeweils anderen Land. Die Schriftstellerin Chen Danyan erzählt im Interview von ihren Beziehungen zu Deutschland.

Die Schriftstellerin Chen Danyan, Jahrgang
1958, veröffentlichte bereits als Schülerin erste literarische Texte. Von 1978 bis 1982 studierte sie chinesische Literatur an der Eastern China Normal University und arbeitete nach ihrem Abschluss als Redakteurin des Children's Epoch Magazine.

Chen Danyan ist eine der wenigen chinesischen Schriftsteller/innen, die sich vor allem mit Jugendlichen und ihrer Gefühlswelt beschäftigt. Ihre Geschichten und Romane sind in China vielfach mit Literaturpreisen ausgezeichnet worden. Großen Erfolg hatte die deutsche Übersetzung ihres Buches über die Kindheit eines Mädchens in Shanghai während der Kulturrevolution, welches 1995 unter dem Titel Neun Leben: Eine Kindheit in Shanghai in einer Übersetzung von Barbara Wang erschien. Es erhielt mehrere Preise in Deutschland, Österreich und der Schweiz sowie 1997 auch den UNESCO-Preis für Kinder- und Jugendliteratur im Dienst der Toleranz.

Ein weiteres wichtiges Thema für Chen Danyan ist das Reisen. Ihr ausgeprägtes Fernweh führte sie oft nach Europa – 2001 zum Beispiel als Gast des internationalen literaturfestivals berlin – brachte sie aber auch zu einer intensiven Beschäftigung mit ihrer Heimatstadt Shanghai und deren europäischen Einflüssen. Im September 2010 stellte die Schriftstellerin auf Einladung des Konfuzius-Instituts Hamburg im Rahmen der CHINA TIME ihr neues Buch über die Geschichte des Shanghaier Bunds mit seiner Kolonialarchitektur vor. Ein weiterer Termin folgt am 9. November 2010: Chen Danyan ist für die Veranstaltungsreihe China Begegnungen 2010 nach Oldenburg eingeladen.


1) Womit haben Sie sich in der letzten Zeit beschäftigt?

Mit der Fertigstellung eines Reisebuchs, in dem ich zusammen mit meiner Tochter die Notizen von unseren gemeinsamen Reisen verarbeite. Angefangen haben wir mit den Aufzeichnungen, als sie acht Jahre alt war und sie dann aufgehoben, bis in diesem Jahr der Uniabschluss meiner Tochter bevorstand und wir für die Zeit danach über ein Brückenjahr beratschlagten. Da wurde uns bewusst, dass das Reisen sie bei ihrem Heranwachsen begleitet hatte. Und so haben wir den Sommer über die Reisenotizen geordnet und sind nun dabei, ein Buch daraus zu machen; auch um Eltern, die mit ihren Kindern heutzutage auf Reisen gehen, an unseren Erfahrungen aus all diesen Jahren teilhaben zu lassen.

2) Wann und wie kamen Sie zum ersten Mal in Berührung mit Deutschland?

Im Frühling 1992 kam ich zum ersten Mal nach Deutschland, als Gastwissenschaftlerin der Internationalen Jugendbibliothek München. Damals reiste ich durch Deutschland, machte Bekanntschaft mit der deutschen Kultur und schloss Freundschaften, die bis heute andauern.

3) In welcher Weise hat die Begegnung mit Deutschland Ihr Schaffen oder Ihr Leben beeinflusst?

Deutschland ist das erste europäische Land, das ich bereist habe und mit dem ich intensiv in Berührung kam. Dass mein Roman Neun Leben auf Deutsch veröffentlicht wurde, war nicht zuletzt ein Verdienst der deutschen Übersetzerin. Für die deutsche Ausgabe dieses Buches wurde mir ein UNESCO-Literaturpreis verliehen, und in drei deutschsprachigen Ländern erhielt ich dafür erste und zweite Preise. Das hat mich sehr ermutigt.

Durch die Erfahrungen, die ich beim Leben und Arbeiten in Deutschland gemacht habe, wurde mir bewusst, dass ich ein Mensch mit großem Fernweh bin. Also begann ich, jedes Jahr eine Zeitlang in der Welt herumzureisen, wobei ich meistens europäische Länder besuchte. Dadurch wurde mir klar, dass für meine Generation, die ihre Jugend in einer von der Außenwelt isolierten Gesellschaft verbracht hat, die europäische Kultur einen ganz nachhaltigen und weitreichenden Einfluss hatte, sie hat uns tief geprägt, das macht diese Generation geradezu einzigartig.

4) Was war Ihr schönstes Erlebnis in Deutschland?

Bei einem Leseabend in einer Freiburger Buchhandlung fragte mich einmal ein Leser, warum man in meinen Werken so starke Anklänge an die russische Literatur spüren könne. Damals hatte ich das Gefühl, dass dieser deutsche Leser meine Bücher wirklich verstanden und die Stimmung wahrgenommen hatte, die meine persönlichen Erfahrungen und die Lesevorlieben meiner Jugend in meinen Werken hinterlassen haben. Die selbe Frage hat mir bisher nur einer meiner Kommilitonen an der Universität, der später der Lektor meiner Bücher wurde, gestellt. An jenem Abend merkte ich, dass auch deutsche Leser mir sehr nahe sein können.

5) Was war Ihr unerfreulichstes Erlebnis in Deutschland?

Als ich mich in Berlin mit meinem Freund gestritten hatte und mich deswegen alleine auf den Heimweg machte. Ich nahm den falschen Ausgang in der U-Bahn und verirrte mich prompt. Damals habe ich mich sehr einsam gefühlt.

6) Haben Sie eine deutsche Lieblingsspeise?

Kalte Frikadellen mit Schwarzbrot.

7) Was ist für Sie „typisch deutsch“?

Die so eigenwilligen und ernsten Denkfalten in der Region zwischen den Augenbrauen, dieser ernste und grüblerische Gesichtsausdruck.

8) Welche Kulturleistung aus Deutschland beeindruckt Sie am meisten?

Die ernsten Themen in der Literatur.

9) Mit wem in Deutschland würden Sie gerne einen Tag tauschen?

Mit einem Kellner in einem Kaffehaus in Berlin-Mitte. Dort habe ich an meinen Büchern geschrieben, Freunde getroffen, gegessen, mir Notizen gemacht, Journalisten Interviews gegeben und meine Gefühle und Gedanken geordnet. Kurzum, für mich war die Zeit, die ich dort reichlich verbracht habe, sehr sinnvoll. Die Geräuschkulisse in diesen Kaffehäusern ist mir vertraut, und ich liebe ihre Kartoffelsuppe. Ich habe mir immer ausgemalt, selbst als Bedienung zu arbeiten, eine lange, schwarze Kellnerschürze zu tragen, lässig und flott zugleich. In diesem Job wäre ich ganz zuhause.

10) Welche Gewohnheit oder Idee aus Deutschland würden Sie gerne in China übernehmen?

Dass man abends auch mal etwas ganz Einfaches essen kann.

Donnerstag, 21. Oktober 2010

Underground ist kein Tourismusunternehmen

Dieser Artikel erscheint in Medienpartnerschaft mit dem Deutsch-Chinesischen Kulturnetz www.de-cn.net. Martina Bölck berichtet von Filmschaffenden und der Vielfältigkeit der Independentszene in China.

Eines Tages erhielt der Kieler Independentfilmer Karsten Weber eine Email aus China. Sie kam von Ni Kun (倪昆), einem jungen Kurator der freien Filmszene, er lud Weber und seine Filmgruppe Chaos nach China ein. 2006 zogen sie als Blitzfilm zum ersten Mal mit einer bunten Mischung deutscher Filme durch Universitäten und Festivals. Weitere Reisen folgten. Die deutschen Filmemacher, die bis dahin nichts mit China zu tun hatten, waren überrascht von der Vielfältigkeit der Independentszene, vom Interesse des Publikums und von den Freiräumen jenseits der staatlichen Zensur. Ihr Chinabild geriet ins Wanken.

Diese Erfahrung wollte Weber weitergeben. Er lud Ni Kun und einige Filmemacher zum Gegenbesuch ein. In Hamburg war das Festival China Underground – Der kritische Blick von unten vom 16. bis 19. September im Rahmen der China Time 2010 zu sehen. Weitere Stationen sind Kiel, Husum und Heidelberg.

„China ist kein monolithischer Block“, betont Weber immer wieder. „Was wir in den Medien davon mitkriegen, ist nur ein kleiner Ausschnitt.“ Er möchte Dinge zeigen, „die nicht in dieses Bild passen“. Das Programm ist bunt gemischt: Spiel- und Dokumentarfilme, Kurzfilme, Fernsehdokumentationen und als Gag ein Klassiker von 1961, Die rote Frauenarmee, verfremdet durch elektronische Live-Musik. Der rote Faden des Festivals ist, chinesische Produktionen zu zeigen, die Ausdruck der Wechselwirkung zwischen Underground, offiziellen Medien und staatlicher Politik sind.

Zusammenwirken von Medien und Gesellschaft

Auch die staatlichen chinesischen Medien sind – schon aus ökonomischen Gründen – auf neue Themen angewiesen. Manche Fernsehanstalten drücken Laien Kameras in die Hand, diese durchstreifen dann die Stadt auf der Suche nach Sensationen, die sie später vielleicht dem Sender verkaufen können. Der Eröffnungsfilm Disorder von Huang Weikai (黄伟凯) zeigt einen Zusammenschnitt solcher Amateurfilme. Man sieht Autounfälle, überschwemmte Straßen, verhaftete Verbrecher, Kakerlaken in Restaurants ... Diverse Ordnungshüter versuchen dem Chaos Herr zu werden, doch man hat nicht den Eindruck, dass es ihnen gelingt.

Es gebe zwar die staatliche Zensurbehörde, antwortet die Filmemacherin Wang Bang (王梆) auf die Frage nach Zensur, aber viele Independentfilme würden dort gar nicht erst vorgelegt. Selbst Filme, die durch die Zensur fielen, könnten auf unabhängigen Festivals und an Universitäten gezeigt werden. Sie hat sich mit University City Savages an ein heikles Thema gewagt: Der Film dokumentiert den Kampf von Bauern gegen die Zwangsenteignung und den Abriss ihres Dorfes, das einem Universitätsgelände weichen soll.

Welchen Einfluss die Medien auf solche Geschichten haben können, zeigt der Film The Nail von Jiang Zhi (蒋志): In der Innenstadt von Chongqing wehrt sich ein Ehepaar gegen den Abriss seines Hauses ohne angemessene Entschädigung. Das Bild vom Haus, einsam inmitten einer Baugrube, geht durch die Medien, die Hausbesitzer werden zu Stars und erhalten soviel Zuspruch aus der Bevölkerung, dass die Baufirma schließlich einlenken muss.

Andere Filme zeigen Schicksale hinter den Nachrichten: To Live is Better than to Die von Chen Weijun (陈为军) wurde in einem Dorf gedreht, in dem sich viele Bewohner, die durch Blutspenden etwas Geld verdienen wollten, durch unzureichende Hygienemaßnahmen mit HIV ansteckten. Der Film begleitet eine Familie, in der bis auf die älteste Tochter alle infiziert sind. Die Mutter ist bereits krank, sie stirbt noch während der Dreharbeiten. Der Vater kümmert sich liebevoll um die drei kleinen Kinder und bemüht sich, das alltägliche Leben aufrecht zu erhalten. Man sieht seine Freude über die ersten Schritte des kleinen Sohnes, wohl wissend, dass dieser das vierte Lebensjahr kaum erreichen wird.

Nach dem Erdbeben im Mai 2008 in Sichuan wurden schwere Vorwürfe gegen Kader erhoben, die an Baumaterialien für Schulen gespart und dadurch den Tod von tausenden Kindern verursacht haben sollen. Der Film Mayday von Ma Zhandong (马 占冬) zeigt ein Ehepaar, das seinen einzigen Sohn beim Einsturz einer Schule verlor. Nebenbei erfährt man viel darüber, mit welch enormem Improvisationstalent Menschen nach einer Katastrophe ihren Alltag wieder aufbauen.

Chinabilder zwischen Multikulti und sozialer Tristesse

Aus dem Rahmen fällt der Spielfilm The Rat Trap and the Rose von Wang Bang (王梆). In ruhigen Bildern lässt sie ein arriviertes französisches Paar mit Eheproblemen, ihr chinesisches Hausmädchen, das von einem Leben in den USA träumt, und einen illegalen Einwanderer aus dem Kongo aufeinander treffen. Ein neues multikulturelles China, in dem Ausländer nicht automatisch reich sind.

Weber will zeigen, wie kritisch und offen heutzutage in China Filme gemacht werden, „was für aufgeweckte und mutige Menschen es dort gibt“. Er hat ständig das Gefühl, sich rechtfertigen und erklären zu müssen. „Manche Leute reagieren richtig sauer, wenn man ihnen ihr Chinabild nimmt.“

Und doch ist das Bild, das die meisten Filme vermitteln, so neu nicht. Es ist ein China im Umbruch, mit einer schwierigen Vergangenheit und sozialen Problemen, desolat, mit Hochhäusern, Autobahnbrücken und entwurzelten Menschen. Bilder vom tristen Großstadtleben und den Verlierern des Aufschwungs kamen schon Anfang der Nuller Jahre in die deutschen Kinos, als eine neue Generation von Regisseuren damit die Festivals im Ausland eroberte.

„Warum zeigen Sie so viele negative Dinge von China?“, fragt eine Chinesin aus dem Publikum. „Weil sie wahr sind“, antwortet Ni Kun (倪昆). „Es gibt auch positive Dinge, die wahr sind“, versetzt sie.

Am Ende hat man den Eindruck, dass es in China eine interessante Gegenkultur gibt. Aber das China, von dem sie erzählen, ist nicht gerade einladend. Underground ist eben kein Tourismusunternehmen.

„Sie dürfen nicht vergessen“, sagt Ma Zhandong (马占冬), „dass die Filme, die Sie hier sehen, nur einen kleinen Ausschnitt der Wirklichkeit darstellen. Wenn Sie China wirklich kennen lernen wollen, sollten Sie hinfahren.“

Blitzfilm jedenfalls wird schon im November wieder nach China reisen, mit vielen neuen Filmen im Gepäck, um das Deutschlandbild der Chinesen durcheinander zu bringen.

Text: Martina Bölck
Autorin, Hamburg
Oktober 2010
Links zum Thema
Webseite BLITZFILM
Zum Originaltext

Bildquellen:
Ausschnitt Plakat „China Underground“ © Blitzfilm
Im Foyer des Kinos: Von links nach rechts: Cheng Le (陈乐), Karsten Weber, Martina Stache, Sun Xiao Yun (孙晓筠), Hu Qing (胡晴), Ma Zhandong (马占冬), Ni Kun (倪昆), Foto: Martina Bölck
Plakat „China Underground“ © Blitzfilm

Montag, 18. Oktober 2010

„China: Ein Land mit Tausend Facetten“ – Olympiasiegerin Britta Heidemann im Interview

Die diesjährige Kulturbotschafterin Britta Heidemann erzählt im Interview mit der Expolingua Berlin von ihren Erfahrungen mit der chinesischen Kultur, was China so faszinierend macht und welche Hürden beim Erlernen der chinesischen Sprache zu meistern sind.

Chinesisch ist Gastsprache auf der diesjährigen Expolingua Berlin 2010. Frau Heidemann, Sie waren schon als Jugendliche für einen Schulaufenthalt in China, studierten Regionalwissenschaften (China) und sind auch sportlich im Land der Mitte unterwegs. Was hat Sie damals an China fasziniert und was finden Sie heute noch beeindruckend?

China ist ein Land mit tausend Facetten – wer in China rumreist, findet heraus, dass es nicht nur viele unterschiedliche topographische und klimatische Begebenheiten gibt, sondern auch überall anderes Essen, andere Lebensstile und Lebensbedingungen, andere Menschen. Besonders beeindruckt hat uns neben der faszinierenden Sprache diese alte Kultur, die wie selbstverständlich auch heute noch den Kindern vermittelt wird.

Wie würden Sie die chinesische Sprache beschreiben? Was ist das Besondere am Chinesischen?

Beim Lesen chinesischer Texte muss ich immer an Kreuzworträtsel denken. Da es keine Leerzeichen gibt, muss man selber herausfinden, wo ein Wort endet und das nächste beginnt. Die Sprache fand ich schon immer besonders melodisch, mir gefallen die verschiedenen Tonhöhen. Gut für uns Deutschen beim Lernen des Chinesischen ist, dass uns die Aussprache ziemlich gut liegt, auch wenn man das nicht vermuten mag.

Als Sportlerin reisen Sie sehr viel, sind in den unterschiedlichsten Ländern unterwegs und lernen Menschen aus den verschiedensten Kulturkreisen kennen. Wie schätzen Sie die Bedeutung von Sprachkenntnissen ein?

Für mich ist die Sprache die Basis für jegliche Kommunikation. Auch unter uns Sportlern haben wir nur eine Chance zu erfahren, wie der Alltag einer russischen oder chinesischen Sportlerin aussieht, wenn diese auch etwas Englisch sprechen können. Sonst kann man ja nichts von dem anderen erfahren, was er macht, was er denkt. Zum Glück konnte ich durch das Chinesisch früh mit meinen chinesischen Kolleginnen sprechen und habe so einen Einblick in das chinesische Denken bekommen. Insgesamt bringen Sprachkenntnisse auch den Vorteil, dass man mehr Vertrauen entgegengebracht bekommt und man anfängliche Barrieren somit überspringen kann.

Wie lernen Sie selbst Sprachen? Haben Sie Empfehlungen für unsere Besucher?

Ich schaue mir immer gerne die Grammatik an, sie ist das Gerüst einer jeden Sprache. Wenn ich die verstanden habe, muss man den Rest nur mit Wörtern auffüllen. Das hat bisher sehr gut funktioniert. Ansonsten: Reden, reden, reden.

Kann der Sport als Brückenbauer zwischen verschiedenen Kulturen fungieren?


Sport verbindet verschiedene Völker im übergeordneten Sinne auf eine ganz besondere Art und Weise. Im Gefecht oder auf dem Spielfeld zählen nur die sportlichen Regeln, da gibt es keine politischen, religiösen oder kulturellen Barrieren. Sport ist keine Frage der Nationalität, und das ist etwas Wunderbares.

Frau Heidemann, vielen Dank für dieses Interview


Bildquelle: Ulrich Hartmann

Donnerstag, 14. Oktober 2010

China hautnah, Teil II – Sprache und Kultur erleben

„Durch jede neue Erfahrung, die ich in China mache wächst meine Faszination für dieses Land und seine Sprache“. Im ersten Teil des Interviews mit der Studentin Pilar Czoske erfuhren wir mehr über die Hintergründe ihres Aufenthalts im Land der Mitte. Heute erzählt Pilar von ihren Erfahrungen mit der chinesischen Sprache.

Was macht China in ihren Augen so besonders?

Nach und nach konnte ich in die Kultur und Sprache Chinas eintauchen. Das beginnt damit, den Alltag, die Essensgewohnheiten und Familienwerte kennen zu lernen und mitzuerleben. Weiter geht es mit der chinesischen Sprache: das Erfassen der komplexen Schriftzeichenwelt und dem aktiven Erlernen der Sprache durch hören und sprechen. Aber auch die Kontraste sind es, die faszinieren – von sehr modernen Bauten, einem nahezu futuristischem Stadtbild bis hin zu kleinen Seitengassen mit seinen Düften der Straßenküchen, Wäscheleinen, Handwerkslädchen sowie Kinderstimmen und alte Leute, die sich um einen Tisch gesellen und Brettspiele spielen.

Wie sind Ihre Erfahrungen mit der chinesischen Sprache?

Ich glaube, wenn man Neugier und Freude mitbringt, die Welt der Schriftzeichen zu erkunden, ist das Chinesisch zumindest immer spannend und eine große Herausforderung. Meine persönlichen Erfahrungen sind, dass man viel Ausdauer und Geduld haben sollte, um diese Sprache Schritt für Schritt zu erlernen. Vor allem darf man nicht die Erwartungen an sich selbst stellen, Chinesisch nach einem Jahr gut sprechen zu können. Da ist das Verstehen, das Sprechen und schließlich Schreiben und Lesen - alle diese Bereiche sind auf verschiedene Weise zu erlernen. Legt man den Schwerpunkt beispielsweise nur auf das Hören und Sprechen, bedeutet dies nicht, dass man auch Chinesisch schreiben kann. Legt man hingegen den Schwerpunkt auf das Erlernen der Schriftzeichen und Satzstrukturen, bedeutet dies wiederum nicht, dass man sich im Alltag unterhalten kann.

Was fällt Ihnen leicht beim Gebrauch der chinesischen Sprache? Was ist eher schwierig?

Wenn man sein Hörverständnis schult, hat man schon viel gewonnen. Um die Sprache aber wirklich zu erlernen und die chinesische Kultur „umfassender“ kennenzulernen, ist es jedoch meiner Meinung nach am wichtigsten, Schreiben und Lesen zu können. Dann öffnen sich wieder viele Türen, um China und seine Denkweisen zu verstehen oder einfach auch nur anders wahrzunehmen. Trotzdem finde ich, dass für mich die Zeichenwelt die größte zu bewältigende Aufgabe darstellt. Oft vergesse ich wieder Zeichen oder die verschiedenen Kombinationen ergeben wieder einen neuen Sinn, den man erst im Zusammenhang des ganzen Satzes versteht. Das ist kompliziert und manchmal auch anstrengend.

Montag, 11. Oktober 2010

China hautnah, Teil I – Was ein Auslandsaufenthalt so mit sich bringt

Neugierde, Abenteuerlust und Interesse an fremden Kulturen – das war die Motivation der neuzehnjährigen Pilar Czoske für ein halbes Jahr nach China zu gehen. Nach einem sechswöchigen Praktikum am Deutsch- Chinesischen Institut für Rechtswissenschaften in Nanjing verbringt sie momentan ein Auslandssemester an der Zhengfa Daxue, der Chinese University of Political Science and Law in Beijing. Realisieren konnte sie ihren China-Aufenthalt über ein Austauschprogramm der Rechtswissenschaftlichen Fakultät ihrer Heimatuniversität Köln sowie mit einem Stipendium des Deutschen Akademischen Austauschdienstes DAAD. Für unseren Blog berichtet Pilar von Ihren Erfahrungen im Land der Mitte, in Teil eins geht es unter anderem um chinesische Geburtstagsfeiern.

Frau Czoske, wie sind Sie auf den Gedanken kommen eine gewisse Zeit in China zu verbringen?

Für mein Doppelstudium Regionalstudien China / Rechtswissenschaften wird empfohlen nach China zu gehen, um Kultur und Sprache vertiefend zu verstehen und Chinesisch zu lernen. Nach meinem Studienbeginn haben sich die Möglichkeiten und Optionen für ein Studium in China nach und nach dann ergeben. Vor allem der rege Rechtsdialog zwischen Deutschland und China haben mein Interesse geweckt. Hier in China gibt es zwei Institute, einmal in Nanjing und in Peking, die im Bereich des deutsch- chinesischen Kulturaustausches tätig sind. Ich fand es sehr spannend, dort auch mal aktiv mitwirken zu können.

Was hat Sie an China besonders interessiert?

Am ostasiatischen Kulturkreis und insbesondere an China hat mich zunächst gereizt, dass ich über dieses Land und diese Kultur überhaupt nichts wusste. Deswegen habe ich mich auch entschieden, Regionalstudien China in Verbindung mit Rechtswissenschaften zu studieren. Es ist ein Bereich, von dem ich keinerlei Kenntnisse hatte und mein Grundgedanke dahinter war, die Welt und Menschen ein bisschen besser zu verstehen, einzuschätzen und aus einem weiteren Blickwinkel kennenzulernen.

Auch reizt es mich sehr, ein neues Verständnis entwickeln zu können, wie ein komplett anderes Regierungs- und Gesellschaftssystem funktioniert, dass auf einer komplett anderen Geschichte und zum Teil anderen gesellschaftlichen Werten fußt.

Können Sie uns einen kurzen Einblick in Ihre interkulturellen Erfahrungen mit den Chinesen geben?
Diese Frage lässt sich am leichtesten anhand von Anekdoten schildern, wie zur Esskultur in meiner chinesischen Gastfamilie: Bei einer Geburtstagsfeier eines Familienmitglieds gab es reichlich in einer für mich als Deutsche eigenartigen Reihenfolge. Nach dem wir gut eine Stunde sämtliche chinesischen Speisen genießen konnten, kam der Nachtisch. Danach standen nochmal drei Nudelgerichte auf dem Tisch. An Geburtstagen ist es wohl üblich, Nudeln zu essen, da sie ein langes Leben symbolisieren sollen. Nach den Nudeln wurde dann die Geburtstags-Sahnetorte aufgetischt. Anschließend hat mich meine Gastmutter noch mitgenommen, um frischen Fisch für den nächsten Tag zu kaufen. An diesem Abend wollte ich mir lieber nicht vorstellen, was für eine Gerichtsmischung in meinem Magen verdaut werden musste. Aber es war wirklich spannend zu erleben, wie eine chinesische Familie Geburtstag feiert. Das Essen stand ohne Zweifel im Mittelpunkt.

Das Leben im Studentenwohnheim an einer chinesischen Universität ist wiederum ganz anders als in Deutschland. Ausländische Studenten und chinesische Studenten wohnen an der Zhengfa Daxue zusammen. Wir teilen uns zu dritt ein Zimmer, die Toiletten und Waschbecken sind auf jedem Stockwerk verteilt. Duschmöglichkeiten gibt es aber nur zu bestimmten Duschzeiten im Keller des Gebäudes. Außerdem werden die Tore der Uni jeden Abend um 23 Uhr geschlossen. Kommt man später muss man Geheimwege ausfindig machen, um noch zu seinem Zimmer zu gelangen.

Auch wenn ich die vielen neuen Eindrücke in vollen Zügen genieße, muss ich auch gestehen, dass es manchmal schwierig ist, sich nicht richtig ausdrücken zu können und dadurch Kommunikationsschwierigkeiten entstehen. Aber ich freue mich darauf, dass Land so fassettenreich wie möglich erkunden zu können und ein Einverständnis für einen anderen Kulturkreis entwickeln zu können.

In Teil zwei erfahren Sie unter anderem, wie Pilar mit der chinesischen Sprache zurechtkommt.

Bild: East China University of Political Science and Law, Shanghai , Quelle: Wikipedia

Donnerstag, 30. September 2010

Das Land der Mitte entdecken

Kunstvolle Schriftzeichen, eine bezaubernde Tonaliät sowie eine der reichsten und längsten Literaturtraditionen der Welt - die chinesische Sprache fasziniert. Die Expolingua Berlin präsentiert in diesem Jahr Chinesisch als Gastsprache. Vorab informieren wir Sie rund um die chinesische Sprache und Kultur hier auf diesem Blog. Vom 19. bis 21. November können Sie direkt vor Ort mehr über die chinesische Sprache erfahren, in Mini-Sprachkursen erste Grundkenntnisse erwerben und sich in der chinesischen Kalligraphie ausprobieren.

In den nächsten Wochen erwarten Sie Interview, Texte und Hintergrundinformationen zum Auslandsaufenthalt im Land der Mitte, chinesische Schriftzeichen, Land und Leute sowie Interkulturelles.

Vorab erste Links und Hinweise zur Sprache und Kultur:

Die Organisation Hanban, Träger der Konfuzius-Institute in aller Welt, ist Partner der Expolingua Berlin und informiert die Besucher über die chinesische Sprache und Kultur. Die Konfuzius-Institute bieten neben Sprachkursen für Anfänger und Fortgeschrittene auch kulturelle Veranstaltungen sowie Sprachtests und -abschlüsse in der chinesischen Sprache. Neben Hanban ist auf der Expolingua Berlin das Chinesische Kulturinstitut Berlin vertreten, das sich ebenfalls für die Förderung der chinesischen Sprache und Kultur in Deutschland einsetzt.

Die chinesische Sprache
Der Fachverband Chinesisch gibt in seiner Linksammlung einen ausführlichen Überblick zur chinesischen Sprache
www.fachverband-chinesisch.de

Languages of China - Informationen zur chinesischen Sprache sowie ein umfangreiches Wörterbuch inkl. chinesischer Dialekte bietet diese Seite
www.chinalanguage.com/dictionaries/?pageID=Home

Das Online-Wörterbuch HanDeDict für Chinesisch-Deutsch und Deutsch-Chinesisch mit Übersetzungs- und Vokabellistenfunktion, HSK-Vokabelkarten und zahlreichen weiteren Features
www.chinaboard.de/chinesisch_deutsch.php

Eine Übersicht über Institute, an denen Sinologie studiert werden kann und weitere Links rund ums Chinesisch
www.uni-marburg.de/fb06/sinologie/links/linksammlung

Ausführlich kommentierte und regelmäßig aktualisierte Linksammlung zu China und sinologischen Themen mit einem ausführlichen Inhaltsverzeichnis
www.sino.uni-heidelberg.de/igcs/

Die China-Seiten des ZDFs
www.zdf.de/ZDFde/inhalt/22/0,1872,3902582, 00.html

Dienstag, 16. März 2010

Lust auf ein Studium im Ausland? Auf zur Studyworld 2010!

Studieren in Spanien ist der Schwerpunkt der StudyWorld in diesem Jahr. Die internationale Hochschulmesse findet am 23. und 24. April in Berlin statt. Besucher können sich bei zahlreichen spanischen Universitäten über Studienbedingungen, Kurse, Bewerbungsverfahren und Finanzierungsmöglichkeiten ausführlich und persönlich beraten lassen.

Wer sich schon vorab ein erstes Bild über ein Studium in Spanien machen will, der findet nützliche Hintergrundinformationen, Tipps und aktuelle Hinweise im speziellen Blog zum Messeschwerpunkt „La Vida Española“. Jede Woche neu erscheinen Beiträge zu den wichtigsten Eigenheiten des spanischen Hochschulsystems und Angebote für ausländische Studierende. Zudem gibt es Einblicke in Land und Leute, Informationen über Möglichkeiten zum Spanisch lernen und praktische Hinweise zur Planung und Vorbereitung eines Bildungsaufenthalts.

Alle Aussteller zum Spanienschwerpunkt der StudyWorld 2010 sowie zahlreiche Links zu weiterführenden Infos bietet auch der Internetauftritt der Hochschulmesse.


Mittwoch, 25. November 2009

EXPOLINGUA Berlin 2009 – Dolmetschen und Übersetzen zum Anfassen

Die 22. Expolingua Berlin, internationale Messe für Sprachen und Kulturen, ist am Sonntag, dem 22. November erfolgreich zu Ende gegangen. 204 Aussteller aus 31 Ländern präsentierten 12 321 Besuchern alles zum Thema Sprachenlernen und –lehren.

Zum Schwerpunkt „Dolmetschen und Übersetzer“ hatte die Messe einiges zu bieten. Am Stand der Generaldirektion Dolmetschen der Europäischen Kommission konnten sich Interessierte nicht nur über Sprachberufe bei der EU informieren. Der Messestand war mit einer echten Dolmetscherkabine ausgestattet, in der man sich gleich direkt vor Ort im Simultandolmetschen versuchen konnte.

Der Bundesverband für Dolmetschen und Übersetzen e.V. (BDÜ) war ebenfalls mit einem breiten Informationsangebot vertreten und informierte sowohl direkt auf der Messe sowie im umfangreichen Vortragsprogramm über Berufsbilder und Ausbildungswege.
Im Rahmen der EXPOLINGUA Berlin stellte die Europäische Kommission den Werbefilm zur Kampagne „Dolmetschen für Europa ... ins Deutsche“ vor. Der Clip soll jungen Menschen in allen deutschsprachigen Ländern Einblicke in die Arbeit der EU-Dolmetscher geben und ihnen Lust auf diesen Beruf machen.



Impressionen von der EXPOLINGUA Berlin 2009 gibt es in der Bildergalerie. Die nächste internationale Messe für Sprachen und Kulturen findet vom 19. bis 21. November 2010 wieder im Russischen Haus der Wissenschaft und Kultur in Berlin statt.

Sonntag, 22. November 2009

Dolmetschen beim Film: Stars und Lampenfieber

Filme, Stars und Sternchen - Die Dolmetscherin und Übersetzerin Caroline Elias gibt uns heute einen spannenden Einblick in Ihren Arbeitsalltag als Dolmetscherin im Medienbereich. Anekdoten rund um ihre Arbeit sind auch auf ihrem Blog Dolmetscher Berlin zu finden.

Wie kamen Sie auf den Arbeitsschwerpunkt Medien und Theater und was bedeutet das konkret?
Von Hause aus Journalistin, die Kino und Theater schon immer faszinierten, bin ich da reingeschliddert. Ich arbeite wie andere Profis der Informationsvermittlung, kurz: lesen, bewerten, lernen - und Filme sehen. Da ich an Berichterstattung, Filmherstellung oder Gastspiel mitwirke, muss ich die Sprache der Medien und ihre Darstellungsformen aus dem Effeff beherrschen, denn je nach Verwendung fasse ich mal mehr zusammen, wenn ich beim Reportagedreh im Arbeitsprozess für den Redakteur konsekutiv dolmetsche, oder bin wörtlicher, wenn ich für Journalisten ein Interview übertrage - und wieder ein andermal sitzt mir der deutschsprachige Radiohörer im Kopf, für den muss ich auf den Punkt texten. Last but not least brauche ich Ausdauer, wenn ich einen ganzen abendfüllenden Spielfilm oder ein Theaterstück alleine "bestreite". Zur Vorbereitung erhalte ich Texte und oft auch DVDs, dennoch: hier ist Routine das wichtigste Gepäck.

Welche Herausforderungen erwarten Dolmetscher am Filmset?
Am Set muss ich wie die Schauspieler geduldig sein, gemäß dem Bonmot: "We're paid for waiting, performance is for free!" Von einem Moment zum anderen geht's dann los und voller Einsatz ist gefragt, weil ein Team von bis zu 60 Leuten auf die Verdolmetschung wartet. Am besten wartet aber niemand: Weil ich die Abläufe kenne, habe ich längst en passant alles für meinen Schauspieler Wesentliche gedolmetscht und flüstere ihm simultan rasch die Ergänzungen zu. Denn verstünde er, was am Set gesprochen wird, er hätte immer mal wieder das Ohr gespitzt, um über den Fortgang der Dinge auf dem Laufenden sein. Das sind zum Beispiel das Wetter, das möglicherweise den Drehplan ändert, oder aber die Umsetzung des Buchs in Bilder ("Auflösung") wird überarbeitet, wodurch ein Requisit oder eine Geste entfällt, die vielleicht beim Textlernen als "Anker" von Bedeutung gewesen sind. Ich muss nicht nur Abläufe kennen, sondern auch Arbeitsweisen und Fachjargon.

Braucht man für die Arbeit als Dolmetscher und Übersetzer im Medienbereich eine zusätzliche Ausbildung?
Ich wüsste nicht, welche Schule das unterrichtet. (Sie lacht.) Im Ernst, der Markt ist überschaubar, da würde nicht mal ein Viertel eines einzigen Abschlussjahrgangs unterkommen. Wer bei uns landet, hat definitiv mit beidem zu tun - entweder lag der Ausbildungsschwerpunkt auf Dolmetschen, oder aber auf Medien. Dann kommt Berufserfahrung im eigenen, aber auch im jeweils anderen Feld hinzu, ich denke, das ist das schwierigste. Oder aber jemand hat großes Interesse, sich alles selbst angelernt, viel übersetzerische Erfahrung im Feld, eine geschulte Stimme. Mit den Jahren kommt dann die Routine. Das ist wie mit Wein, der muss auch reifen. Selbst die Routiniertesten von uns lernen stets weiter. Es gibt Dinge, die mir heute noch ihren gehörigen Respekt einfordern, bei denen ich noch zurückschrecke ...

... das wäre?
Ich habe erst wenige TV-Livesendungen gedolmetscht.

Warum haben Sie sich auf die Medienwelt spezialisiert? Was ist besonders spannend in diesem Bereich?
Die Spezialisierung war nach zehn Jahren im Beruf einfach da, derlei kann man nicht planen, sondern das Talent entdecken, so es einem beschieden ist, neben schwierigen Klienten in Momenten öffentlicher Rede zu überzeugen. Das klingt jetzt unbescheiden, war aber so. Anfangs habe ich gelitten, weniger wegen der Stars, sondern wegen des Publikums, aber Lampenfieber lässt nach. Ich sehe inzwischen nur noch mein Gegenüber, den Menschen hinter Maske oder klingendem Namen, und das scheint sich auch zu vermitteln. Nicht selten essen wir vorab gemeinsam oder ich spiele die Stadtführerin; manchen haben wir schon zu Hause bekocht. Mitunter muss ich dann bei Publikumsgesprächen aufpassen, dass es nicht zu vertraut wird, zum Beispiel bei Nachwuchsstars, da hab ich schon Antworten sacht abgebrochen um jemanden vor sich selbst zu schützen. Hier kommt mir mein Beruf als Journalistin zugute: Interviewroutine und ein Bewusstsein für das, was Öffentlichkeit bedeutet.

Gibt es ein besonderes Erlebnis bei Ihrer Arbeit, das Ihnen immer in Erinnerung bleiben wird?
Et oui, mon ami Claude ! Chabrol dolmetsche ich seit zehn Jahren, und es ist immer ein Spaß, weil Monsieur vom ersten Moment an Regie führt und die ganze Situation nicht richtig ernst nimmt. Einmal hab ich offenbar bedröppelt ausgesehen, da hatte ich Liebeskummer, und Monsieur hat in den Pausen versucht, mich wieder aufzubauen. Im Laufe des Tages fing er an, von seinem Sohn zu schwärmen, der oft in seinen Filmen mitspielt, so auch hier, und er habe auch grad Herzeleid. Und in der Pause lungerte der plötzlich im Flur bei den Getränken rum und fragte mich: "War es sehr peinlich, als mein Vater mich angepriesen hat?" Wir haben herzlich darüber gelacht ... Einen Berlinale-Film später kam von einem Journalisten die Frage, warum Chabrol fast jährlich einen Film mache. Um zu vergessen, dass er eigentlich mit dem Sterben dran sei, sagte er darauf. Und weil er immer auflebe, nein, wirklich lebe, wenn er Filme mache, umgebe er sich immer mit seiner Familie. Etliche Gewerke seien daher von Familienmitgliedern besetzt, so auch hier, die Dolmetscherin gehöre auch dazu.

Und was haben Sie da gesagt?
Ich? Als Dolmetscherin bin ich Sprachrohr und muss übertragen, was der Interviewte sagt, und darf es nicht durch Grinsen oder Richtigstellung kommentieren. Der Journalist kannte den Chabrol-Modus, Monsieur ist berühmt dafür ...

Donnerstag, 19. November 2009

Expolingua Berlin startet am Freitag!

Bald geht’s los – die Expolingua Berlin startet diesen Freitag, dem 20. November, im Russischen Haus der Wissenschaft und Kultur in Berlin-Mitte. Bis Sonntag, dem 22. November, können sich Besucher im Rahmen des Messeschwerpunkts „Dolmetschen und Übersetzen“ rund um Sprachberufe informieren. Zum persönlichen Gespräch vor Ort sind unter anderem die Generaldirektion Dolmetschen der Europäischen Union (EU) sowie der Bundesverband der Dolmetscher und Übersetzer e.V. (BDÜ). Auch das Vortragsprogramm hat Einiges zum Thema zu bieten. Experten erläutern unter anderem Ausbildungswege zum Dolmetscher und Übersetzer sowie Karrieremöglichkeiten. Einen Überblick zu den Beiträgen finden Sie hier (PDF).

Doch nicht nur Sprachberufe sind Thema der Messe. Insgesamt präsentieren sich über 200 Aussteller aus mehr als 30 Ländern und informieren über verschiedene Möglichkeiten des Fremdsprachenlernens und –lehren. Darunter sind Sprachschulen aus dem In- und Ausland, Sprachreiseveranstalter und Austauschorganisationen sowie Botschaften, Kulturinstitute, Fremdenverkehrszentralen und Verlage. Das Vortragsprogramm bietet über 100 Beiträge zu den Themen Sprachenlernen und Auslandsaufenthalte. Fremde Sprachen können direkt in Minisprachkursen getestet werden. Ein Highlight bildet außerdem eine Vortragsreihe speziell zum Sprachenlernen für Vorschulkinder.

Alle Aussteller und Programmpunkte sind im Internet zu finden unter www.expolingua.com

Montag, 16. November 2009

Dolmetscher und Übersetzer – zwei Berufe oder einer?

Viele junge Menschen lieben Sprachen und träumen davon, als Dolmetscher oder Übersetzer zu arbeiten. Norma Keßler ist Vizepräsidentin des Bundesverbandes der Dolmetscher und Übersetzer und selbst Diplom-Übersetzerin. Sie weiß aus eigener Erfahrung, dass die beiden Berufe oft verwechselt oder gar als ein Beruf betrachtet werden. Es handelt sich jedoch um zwei Berufe: Sowohl der Berufsalltag als auch die Ausbildung von Dolmetschern und Übersetzern sind unterschiedlich. Im Interview erläutert Sie die Unterschiede.

Was ist eigentlich der Unterschied zwischen dem Beruf des Übersetzers und dem Beruf des Dolmetschers? Übersetzer sitzen bei der Arbeit am Computer und arbeiten mit Texten: Sie übertragen Bedienungsanleitungen, Verträge oder Bücher schriftlich von einer Sprache in die andere. Dolmetscher hingegen arbeiten mündlich und sind bei der Arbeit viel unterwegs, zum Beispiel auf internationalen Konferenzen. Sie übertragen das gesprochene Wort von einer Sprache in die andere.

Sollte ein Dolmetscher also eher extrovertiert sein?
Auf jeden Fall sollte ein Dolmetscher kommunikativ sein, manchmal braucht er sogar auch schauspielerische Fähigkeiten, um nicht nur die Worte, sondern auch die damit vermittelten Emotionen entsprechend zu übertragen. Aber wichtiger noch ist eine rasche Auffassungsgabe, gepaart mit einer guten Konzentrationsfähigkeit. Denn Dolmetscher müssen gleichzeitig oder nur leicht zeitversetzt hören, übertragen und sprechen. Dabei kommt es wesentlich darauf an, den Sinn des Gesprochenen zu erfassen und zu übertragen und nicht am einzelnen Wort zu kleben. Eine breite Allgemeinbildung hilft, auch mit unerwarteten Situationen zurechtzukommen.

Und der Übersetzer – was braucht er als Rüstzeug?

Der Übersetzer muss Texte akkurat und die Inhalte genau übertragen. Dazu braucht er nicht nur ausgezeichnete Sprachkenntnisse. Wenn er zum Beispiel längere Texte wie etwa ein Buch übersetzt, braucht er auch einen langen Atem. Gute Computerkenntnisse und ein technisches Grundverständnis sind außerdem nötig, denn die meisten Übersetzer müssen für ihre Arbeit mit unterschiedlichen Textprogrammen und spezieller Software für Übersetzer wie zum Beispiel „Translation-Memory-Systemen“ arbeiten. Das sind Datenbanken, die dem Übersetzer dabei helfen, bei umfangreichen Texten alles konsistent zu übersetzen.

Die Berufsbezeichnungen „Dolmetscher“ und „Übersetzer“ sind nicht geschützt. Benötigt man also keine spezielle Ausbildung?
Doch. Gerade weil der Beruf nicht geschützt ist, braucht man eine fundierte Ausbildung, um sich von den Mitbewerbern positiv abzuheben. Außerdem ist der Beruf sehr anspruchsvoll. Es gibt natürlich Menschen, die zwei oder mehr Sprachen gut beherrschen, weil sie zum Beispiel in verschiedenen Ländern aufgewachsen sind. Dennoch sind sie nicht automatisch gute Dolmetscher und Übersetzer, denn für beide Tätigkeiten benötigt man auch handwerkliches Rüstzeug, das durch eine entsprechende Ausbildung vermittelt wird.

Was genau lernt man im Studium?
Zum einen geht es um eine Vertiefung der Kenntnisse in den Fremdsprachen, aber ebenso auch in der Muttersprache. Darüber hinaus ist das Übersetzen und Dolmetschen auch „Handwerk“. Man muss für beide Berufe zum Beispiel lernen, Texte zunächst sprachlich zu analysieren, um sie dann angemessen übertragen zu können. Dazu muss man die Terminologie, also den Fachwortschatz eines Gebietes, erarbeiten und lernen, diesen korrekt von einer in die andere Sprache zu übertragen. Und man muss die „falschen Freunde“ zwischen zwei Sprachen – also scheinbar ähnliche Strukturen oder Ausdrücke, die aber etwas ganz anderes bedeuten – erkennen. Als drittes Element einer Ausbildung kommt noch die exemplarische Einarbeitung in ein Fachgebiet hinzu, denn ein Text hat ja auch immer ein Thema. Nur wenn man dieses versteht, kann man sich an die Übersetzung machen. Daher lernt man im Studium auch, wie man sich möglichst schnell und effizient in ein neues Fachgebiet einarbeitet.

Wie sind die Berufsaussichten?

In einer Zeit der Globalisierung und der weltumspannenden Kommunikation sind die Aussichten für Dolmetscher und Übersetzer natürlich gut. Laut der Studie einer amerikanischen Beratungsfirma soll der Bedarf an Dolmetsch- und Übersetzungsdienstleistungen in den nächsten Jahren um 10 Prozent pro Jahr steigen. Aber natürlich gibt es überall auf der Welt Dolmetscher und Übersetzer und die Konkurrenz ist groß. Da die Mehrheit der Dolmetscher und Übersetzer freiberuflich arbeitet, ist es für sie wichtig, sich fachlich auf bestimmte Themen oder Branchen zu spezialisieren, um sich erfolgreich am Markt zu behaupten.

Wer weitere Fragen zum Beruf und zur Ausbildung von Dolmetschern und Übersetzern hat, der erhält auf der Expolingua am Messestand A 42 des Bundesverbandes der Dolmetscher und Übersetzer e.V. (BDÜ) kompetente Beratung.

Foto: Monika Harling