Mittwoch, 25. November 2009

EXPOLINGUA Berlin 2009 – Dolmetschen und Übersetzen zum Anfassen

Die 22. Expolingua Berlin, internationale Messe für Sprachen und Kulturen, ist am Sonntag, dem 22. November erfolgreich zu Ende gegangen. 204 Aussteller aus 31 Ländern präsentierten 12 321 Besuchern alles zum Thema Sprachenlernen und –lehren.

Zum Schwerpunkt „Dolmetschen und Übersetzer“ hatte die Messe einiges zu bieten. Am Stand der Generaldirektion Dolmetschen der Europäischen Kommission konnten sich Interessierte nicht nur über Sprachberufe bei der EU informieren. Der Messestand war mit einer echten Dolmetscherkabine ausgestattet, in der man sich gleich direkt vor Ort im Simultandolmetschen versuchen konnte.

Der Bundesverband für Dolmetschen und Übersetzen e.V. (BDÜ) war ebenfalls mit einem breiten Informationsangebot vertreten und informierte sowohl direkt auf der Messe sowie im umfangreichen Vortragsprogramm über Berufsbilder und Ausbildungswege.
Im Rahmen der EXPOLINGUA Berlin stellte die Europäische Kommission den Werbefilm zur Kampagne „Dolmetschen für Europa ... ins Deutsche“ vor. Der Clip soll jungen Menschen in allen deutschsprachigen Ländern Einblicke in die Arbeit der EU-Dolmetscher geben und ihnen Lust auf diesen Beruf machen.



Impressionen von der EXPOLINGUA Berlin 2009 gibt es in der Bildergalerie. Die nächste internationale Messe für Sprachen und Kulturen findet vom 19. bis 21. November 2010 wieder im Russischen Haus der Wissenschaft und Kultur in Berlin statt.

Sonntag, 22. November 2009

Dolmetschen beim Film: Stars und Lampenfieber

Filme, Stars und Sternchen - Die Dolmetscherin und Übersetzerin Caroline Elias gibt uns heute einen spannenden Einblick in Ihren Arbeitsalltag als Dolmetscherin im Medienbereich. Anekdoten rund um ihre Arbeit sind auch auf ihrem Blog Dolmetscher Berlin zu finden.

Wie kamen Sie auf den Arbeitsschwerpunkt Medien und Theater und was bedeutet das konkret?
Von Hause aus Journalistin, die Kino und Theater schon immer faszinierten, bin ich da reingeschliddert. Ich arbeite wie andere Profis der Informationsvermittlung, kurz: lesen, bewerten, lernen - und Filme sehen. Da ich an Berichterstattung, Filmherstellung oder Gastspiel mitwirke, muss ich die Sprache der Medien und ihre Darstellungsformen aus dem Effeff beherrschen, denn je nach Verwendung fasse ich mal mehr zusammen, wenn ich beim Reportagedreh im Arbeitsprozess für den Redakteur konsekutiv dolmetsche, oder bin wörtlicher, wenn ich für Journalisten ein Interview übertrage - und wieder ein andermal sitzt mir der deutschsprachige Radiohörer im Kopf, für den muss ich auf den Punkt texten. Last but not least brauche ich Ausdauer, wenn ich einen ganzen abendfüllenden Spielfilm oder ein Theaterstück alleine "bestreite". Zur Vorbereitung erhalte ich Texte und oft auch DVDs, dennoch: hier ist Routine das wichtigste Gepäck.

Welche Herausforderungen erwarten Dolmetscher am Filmset?
Am Set muss ich wie die Schauspieler geduldig sein, gemäß dem Bonmot: "We're paid for waiting, performance is for free!" Von einem Moment zum anderen geht's dann los und voller Einsatz ist gefragt, weil ein Team von bis zu 60 Leuten auf die Verdolmetschung wartet. Am besten wartet aber niemand: Weil ich die Abläufe kenne, habe ich längst en passant alles für meinen Schauspieler Wesentliche gedolmetscht und flüstere ihm simultan rasch die Ergänzungen zu. Denn verstünde er, was am Set gesprochen wird, er hätte immer mal wieder das Ohr gespitzt, um über den Fortgang der Dinge auf dem Laufenden sein. Das sind zum Beispiel das Wetter, das möglicherweise den Drehplan ändert, oder aber die Umsetzung des Buchs in Bilder ("Auflösung") wird überarbeitet, wodurch ein Requisit oder eine Geste entfällt, die vielleicht beim Textlernen als "Anker" von Bedeutung gewesen sind. Ich muss nicht nur Abläufe kennen, sondern auch Arbeitsweisen und Fachjargon.

Braucht man für die Arbeit als Dolmetscher und Übersetzer im Medienbereich eine zusätzliche Ausbildung?
Ich wüsste nicht, welche Schule das unterrichtet. (Sie lacht.) Im Ernst, der Markt ist überschaubar, da würde nicht mal ein Viertel eines einzigen Abschlussjahrgangs unterkommen. Wer bei uns landet, hat definitiv mit beidem zu tun - entweder lag der Ausbildungsschwerpunkt auf Dolmetschen, oder aber auf Medien. Dann kommt Berufserfahrung im eigenen, aber auch im jeweils anderen Feld hinzu, ich denke, das ist das schwierigste. Oder aber jemand hat großes Interesse, sich alles selbst angelernt, viel übersetzerische Erfahrung im Feld, eine geschulte Stimme. Mit den Jahren kommt dann die Routine. Das ist wie mit Wein, der muss auch reifen. Selbst die Routiniertesten von uns lernen stets weiter. Es gibt Dinge, die mir heute noch ihren gehörigen Respekt einfordern, bei denen ich noch zurückschrecke ...

... das wäre?
Ich habe erst wenige TV-Livesendungen gedolmetscht.

Warum haben Sie sich auf die Medienwelt spezialisiert? Was ist besonders spannend in diesem Bereich?
Die Spezialisierung war nach zehn Jahren im Beruf einfach da, derlei kann man nicht planen, sondern das Talent entdecken, so es einem beschieden ist, neben schwierigen Klienten in Momenten öffentlicher Rede zu überzeugen. Das klingt jetzt unbescheiden, war aber so. Anfangs habe ich gelitten, weniger wegen der Stars, sondern wegen des Publikums, aber Lampenfieber lässt nach. Ich sehe inzwischen nur noch mein Gegenüber, den Menschen hinter Maske oder klingendem Namen, und das scheint sich auch zu vermitteln. Nicht selten essen wir vorab gemeinsam oder ich spiele die Stadtführerin; manchen haben wir schon zu Hause bekocht. Mitunter muss ich dann bei Publikumsgesprächen aufpassen, dass es nicht zu vertraut wird, zum Beispiel bei Nachwuchsstars, da hab ich schon Antworten sacht abgebrochen um jemanden vor sich selbst zu schützen. Hier kommt mir mein Beruf als Journalistin zugute: Interviewroutine und ein Bewusstsein für das, was Öffentlichkeit bedeutet.

Gibt es ein besonderes Erlebnis bei Ihrer Arbeit, das Ihnen immer in Erinnerung bleiben wird?
Et oui, mon ami Claude ! Chabrol dolmetsche ich seit zehn Jahren, und es ist immer ein Spaß, weil Monsieur vom ersten Moment an Regie führt und die ganze Situation nicht richtig ernst nimmt. Einmal hab ich offenbar bedröppelt ausgesehen, da hatte ich Liebeskummer, und Monsieur hat in den Pausen versucht, mich wieder aufzubauen. Im Laufe des Tages fing er an, von seinem Sohn zu schwärmen, der oft in seinen Filmen mitspielt, so auch hier, und er habe auch grad Herzeleid. Und in der Pause lungerte der plötzlich im Flur bei den Getränken rum und fragte mich: "War es sehr peinlich, als mein Vater mich angepriesen hat?" Wir haben herzlich darüber gelacht ... Einen Berlinale-Film später kam von einem Journalisten die Frage, warum Chabrol fast jährlich einen Film mache. Um zu vergessen, dass er eigentlich mit dem Sterben dran sei, sagte er darauf. Und weil er immer auflebe, nein, wirklich lebe, wenn er Filme mache, umgebe er sich immer mit seiner Familie. Etliche Gewerke seien daher von Familienmitgliedern besetzt, so auch hier, die Dolmetscherin gehöre auch dazu.

Und was haben Sie da gesagt?
Ich? Als Dolmetscherin bin ich Sprachrohr und muss übertragen, was der Interviewte sagt, und darf es nicht durch Grinsen oder Richtigstellung kommentieren. Der Journalist kannte den Chabrol-Modus, Monsieur ist berühmt dafür ...

Donnerstag, 19. November 2009

Expolingua Berlin startet am Freitag!

Bald geht’s los – die Expolingua Berlin startet diesen Freitag, dem 20. November, im Russischen Haus der Wissenschaft und Kultur in Berlin-Mitte. Bis Sonntag, dem 22. November, können sich Besucher im Rahmen des Messeschwerpunkts „Dolmetschen und Übersetzen“ rund um Sprachberufe informieren. Zum persönlichen Gespräch vor Ort sind unter anderem die Generaldirektion Dolmetschen der Europäischen Union (EU) sowie der Bundesverband der Dolmetscher und Übersetzer e.V. (BDÜ). Auch das Vortragsprogramm hat Einiges zum Thema zu bieten. Experten erläutern unter anderem Ausbildungswege zum Dolmetscher und Übersetzer sowie Karrieremöglichkeiten. Einen Überblick zu den Beiträgen finden Sie hier (PDF).

Doch nicht nur Sprachberufe sind Thema der Messe. Insgesamt präsentieren sich über 200 Aussteller aus mehr als 30 Ländern und informieren über verschiedene Möglichkeiten des Fremdsprachenlernens und –lehren. Darunter sind Sprachschulen aus dem In- und Ausland, Sprachreiseveranstalter und Austauschorganisationen sowie Botschaften, Kulturinstitute, Fremdenverkehrszentralen und Verlage. Das Vortragsprogramm bietet über 100 Beiträge zu den Themen Sprachenlernen und Auslandsaufenthalte. Fremde Sprachen können direkt in Minisprachkursen getestet werden. Ein Highlight bildet außerdem eine Vortragsreihe speziell zum Sprachenlernen für Vorschulkinder.

Alle Aussteller und Programmpunkte sind im Internet zu finden unter www.expolingua.com

Montag, 16. November 2009

Dolmetscher und Übersetzer – zwei Berufe oder einer?

Viele junge Menschen lieben Sprachen und träumen davon, als Dolmetscher oder Übersetzer zu arbeiten. Norma Keßler ist Vizepräsidentin des Bundesverbandes der Dolmetscher und Übersetzer und selbst Diplom-Übersetzerin. Sie weiß aus eigener Erfahrung, dass die beiden Berufe oft verwechselt oder gar als ein Beruf betrachtet werden. Es handelt sich jedoch um zwei Berufe: Sowohl der Berufsalltag als auch die Ausbildung von Dolmetschern und Übersetzern sind unterschiedlich. Im Interview erläutert Sie die Unterschiede.

Was ist eigentlich der Unterschied zwischen dem Beruf des Übersetzers und dem Beruf des Dolmetschers? Übersetzer sitzen bei der Arbeit am Computer und arbeiten mit Texten: Sie übertragen Bedienungsanleitungen, Verträge oder Bücher schriftlich von einer Sprache in die andere. Dolmetscher hingegen arbeiten mündlich und sind bei der Arbeit viel unterwegs, zum Beispiel auf internationalen Konferenzen. Sie übertragen das gesprochene Wort von einer Sprache in die andere.

Sollte ein Dolmetscher also eher extrovertiert sein?
Auf jeden Fall sollte ein Dolmetscher kommunikativ sein, manchmal braucht er sogar auch schauspielerische Fähigkeiten, um nicht nur die Worte, sondern auch die damit vermittelten Emotionen entsprechend zu übertragen. Aber wichtiger noch ist eine rasche Auffassungsgabe, gepaart mit einer guten Konzentrationsfähigkeit. Denn Dolmetscher müssen gleichzeitig oder nur leicht zeitversetzt hören, übertragen und sprechen. Dabei kommt es wesentlich darauf an, den Sinn des Gesprochenen zu erfassen und zu übertragen und nicht am einzelnen Wort zu kleben. Eine breite Allgemeinbildung hilft, auch mit unerwarteten Situationen zurechtzukommen.

Und der Übersetzer – was braucht er als Rüstzeug?

Der Übersetzer muss Texte akkurat und die Inhalte genau übertragen. Dazu braucht er nicht nur ausgezeichnete Sprachkenntnisse. Wenn er zum Beispiel längere Texte wie etwa ein Buch übersetzt, braucht er auch einen langen Atem. Gute Computerkenntnisse und ein technisches Grundverständnis sind außerdem nötig, denn die meisten Übersetzer müssen für ihre Arbeit mit unterschiedlichen Textprogrammen und spezieller Software für Übersetzer wie zum Beispiel „Translation-Memory-Systemen“ arbeiten. Das sind Datenbanken, die dem Übersetzer dabei helfen, bei umfangreichen Texten alles konsistent zu übersetzen.

Die Berufsbezeichnungen „Dolmetscher“ und „Übersetzer“ sind nicht geschützt. Benötigt man also keine spezielle Ausbildung?
Doch. Gerade weil der Beruf nicht geschützt ist, braucht man eine fundierte Ausbildung, um sich von den Mitbewerbern positiv abzuheben. Außerdem ist der Beruf sehr anspruchsvoll. Es gibt natürlich Menschen, die zwei oder mehr Sprachen gut beherrschen, weil sie zum Beispiel in verschiedenen Ländern aufgewachsen sind. Dennoch sind sie nicht automatisch gute Dolmetscher und Übersetzer, denn für beide Tätigkeiten benötigt man auch handwerkliches Rüstzeug, das durch eine entsprechende Ausbildung vermittelt wird.

Was genau lernt man im Studium?
Zum einen geht es um eine Vertiefung der Kenntnisse in den Fremdsprachen, aber ebenso auch in der Muttersprache. Darüber hinaus ist das Übersetzen und Dolmetschen auch „Handwerk“. Man muss für beide Berufe zum Beispiel lernen, Texte zunächst sprachlich zu analysieren, um sie dann angemessen übertragen zu können. Dazu muss man die Terminologie, also den Fachwortschatz eines Gebietes, erarbeiten und lernen, diesen korrekt von einer in die andere Sprache zu übertragen. Und man muss die „falschen Freunde“ zwischen zwei Sprachen – also scheinbar ähnliche Strukturen oder Ausdrücke, die aber etwas ganz anderes bedeuten – erkennen. Als drittes Element einer Ausbildung kommt noch die exemplarische Einarbeitung in ein Fachgebiet hinzu, denn ein Text hat ja auch immer ein Thema. Nur wenn man dieses versteht, kann man sich an die Übersetzung machen. Daher lernt man im Studium auch, wie man sich möglichst schnell und effizient in ein neues Fachgebiet einarbeitet.

Wie sind die Berufsaussichten?

In einer Zeit der Globalisierung und der weltumspannenden Kommunikation sind die Aussichten für Dolmetscher und Übersetzer natürlich gut. Laut der Studie einer amerikanischen Beratungsfirma soll der Bedarf an Dolmetsch- und Übersetzungsdienstleistungen in den nächsten Jahren um 10 Prozent pro Jahr steigen. Aber natürlich gibt es überall auf der Welt Dolmetscher und Übersetzer und die Konkurrenz ist groß. Da die Mehrheit der Dolmetscher und Übersetzer freiberuflich arbeitet, ist es für sie wichtig, sich fachlich auf bestimmte Themen oder Branchen zu spezialisieren, um sich erfolgreich am Markt zu behaupten.

Wer weitere Fragen zum Beruf und zur Ausbildung von Dolmetschern und Übersetzern hat, der erhält auf der Expolingua am Messestand A 42 des Bundesverbandes der Dolmetscher und Übersetzer e.V. (BDÜ) kompetente Beratung.

Foto: Monika Harling

Mittwoch, 11. November 2009

Europe needs you! Ian Andersen zum Dolmetschermangel in der EU

Die Europäische Kommission hat Nachwuchssorgen: Ein großer Anteil der Dolmetscher geht in den nächsten Jahren in den Ruhestand. Vor allem die Sprachen Englisch, Französisch und Deutsch sind betroffen. Eine breite Übersicht über das Dolmetschen im vielsprachigen Europa bietet Ian Andersen, Berater der Generaldirektion Dolmetschen der Europäischen Kommission.

Das Interview, online zu finden beim Medienpartner der Expolingua "Business Spotlight", wurde in Englisch geführt. Eine Liste mit einigen wichtigen Vokabeln, die im Text vorkommen sowie eine kleiner Audiomitschnitt sorgen ganz nebenbei für einen tollen Lerneffekt.

Zu finden ist der Beitrag unter Business Spotlight: www.business-spotlight.de

Montag, 9. November 2009

Immer neutral bleiben - Als Dolmetscher für die Polizei oder das Gericht arbeiten

Viele Menschen denken beim Beruf des Dolmetschers zuerst an die Tätigkeit der „Konferenzdolmetscher“: Diese arbeiten zum Beispiel auf internationalen Konferenzen oder begleiten Politiker bei Staatsbesuchen ins Ausland. Doch der Beruf des Dolmetschers ist weitaus vielfältiger und facettenreicher. Viele Dolmetscher in Deutschland sind „hinter den Kulissen“ tätig – zum Beispiel als Gerichts- oder auch als Polizeidolmetscher.

Der Beruf des Polizeidolmetschers ist kein einfacher Job. André Lindemann, Vizepräsident des Bundesverbandes der Dolmetscher und Übersetzer e.V. (BDÜ), ist seit 1986 als Dolmetscher bei der Polizei fest angestellt. „Die Arbeit ist interessant, aber die Belastung ist schon sehr hoch“, berichtet Lindemann. „Dolmetscher gehen mit an Tatorte oder auch zu einem Verkehrsunfall, wenn es für die Verständigung zwischen der Polizei und den beteiligten Personen erforderlich ist.“ So abwechslungsreich diese Tätigkeit auch ist: Weil man es oft mit harten Fakten und bisweilen menschlichen Abgründen zu tun hat, muss ein Polizeidolmetscher nach der Arbeit gut abschalten können und stressresistent sein. Weitere Anforderung: „Als Dolmetscher muss ich immer neutral bleiben“, so Lindemann. „Ich darf nicht Partei ergreifen und muss ganz klar meine Rolle als Sprachmittler definieren.“

Nicht minder herausfordernd ist der Beruf des Gerichtsdolmetschers, der viele Parallelen zum Beruf des Polizeidolmetschers aufweist. Das Gericht zieht Dolmetscher heran, wenn eine Partei der Gerichtssprache nicht mächtig ist. Gerichtsdolmetscher dolmetschen dann zum Beispiel für einen Angeklagten in einer Gerichtsverhandlung. Sie müssen in der Regel ohne Vorbereitung oder Akteneinsicht in die Verhandlung gehen. Die Verantwortung dieser Tätigkeit ist sehr hoch – ein Freispruch oder eine Verurteilung hängen mit davon ab, dass der Gerichtsdolmetscher alles Gesagte korrekt von einer Sprache in die andere überträgt.

Wege zum Beruf

Die Mehrheit der Gerichts- und Polizeidolmetscher arbeitet freiberuflich, denn es gibt nur wenige feste Stellen. Die Voraussetzung für eine Tätigkeit als freiberuflicher Polizei- oder Gerichtsdolmetscher variiert von Bundesland zu Bundesland. In der Regel muss ein Dolmetscher, der für Polizei oder Gericht arbeitet, „allgemein beeidigt“ beziehungsweise „öffentlich bestellt“ sein. Eine Voraussetzung dafür ist in den meisten Bundesländern eine staatliche Prüfung als Dolmetscher oder ein einschlägiges abgeschlossenes Studium. Außerdem muss der Dolmetscher für die Vereidigung ein polizeiliches Führungszeugnis vorlegen und nachweisen, dass er in geordneten wirtschaftlichen Verhältnissen lebt.

André Lindemann: „Gerichtsdolmetscher und Polizeidolmetscher müssen auch das Rechts- und Kultursystem der Länder, in deren Sprachen sie arbeiten, kennen.“ Ein Hochschulstudium mit Masterabschluss ist nach seiner Ansicht die beste Voraussetzung für den Beruf. Lindemann empfiehlt Interessenten, sich schon während des Studiums auf das Thema Recht im Nebenfach zu konzentrieren.

Mehr über den Beruf des Polizeidolmetschers erfahren Interessierte im Vortrag von André Lindemann auf der Expolingua: „Der Polizeidolmetscher als Detektiv?“ (Freitag den 20.11. von 16.15 bis 17.00 Uhr auf der Expolingua Berlin 2009).

Donnerstag, 5. November 2009

Aus dem Alltag von EU-Übersetzern (Teil III)

Hier Teil Drei unserer Serie, in der Profi-Übersetzer der EU zu Wort kommen. Die Generaldirektion Übersetzen der Europäischen Kommission ist in vielen europäischen Ländern mit sogenannten „Field Offices“ vertreten. Am Montag berichtete Mariusz Czarnecki, Übersetzer in der Außenstelle Berlin, von seiner Arbeit. Veronika Borakova vom Field Office im slowakischen Bratislava folgte am Mittwoch mit interessanten Einblicke.

Heute erzählt Bengt Samuelsson von der Außenstelle Stockholm in Schweden von seiner abwechslungsreichen Arbeitswoche.
Monday: In the morning, translated a virulent article on the CAP's devastating effects on traditional Swedish pasture lands.
In the afternoon, put into local language a rebuttal from the Spokesperson, saying that the Commission is the guardian of traditional Swedish pasture lands.

Tuesday: Blunt comment from an elderly, elegant upper class lady on the bus, pointing at my blue EU bag with yellow stars, full of propaganda, whoops!, sorry, information material: 'I must say that I strongly dislike the EU!'

Wednesday: Accompanied Commissioner Orban to meeting with the Minister for Education. The Commission's school milk programme wasn't even mentioned!

Thursday: Frustrated gentleman on the phone: 'I have a complaint to the EU, but I don't speak French. Can you help me?'

Friday: Visit to Dalarna University, for presentation of the EU's multilingualism policy. I wonder whether the Chinese students will remember Regulation 1/58 for the rest of their lives.

Mittwoch, 4. November 2009

Creative work - not a dull routine: Aus dem Alltag von EU-Übersetzern (Teil II)

1750 fest angestellte Übersetzer und 600 weitere Mitarbeiter: Die EU betreibt einigen Aufwand, um der Sprachenvielfalt in der Union gerecht zu werden. Die Generaldirektion Übersetzen der Europäischen Kommission beschäftigt nicht nur Sprachtalente in Luxemburg und Brüssel. In zahlreichen europäischen Ländern stehen in sogenannten „Field Offices“ Profi-Übersetzer für EU-Angelegenheiten zur Verfügung. Am Montag berichtete bereits Mariusz Czarnecki, Übersetzer in der Außenstelle Berlin, von seiner Arbeit.

Heute erfahren wir von Veronika Borakova vom Field Office im slowakischen Bratislava, dass Sie als EU-Übersetzerin einiges mehr zu tun hat, als am Schreibtisch gebeugt über Texten zu brüten.
"Welcome to my office. I do feel comfy here, with all my little souvenirs and postcards on the shelves, and sticky notes and fresh printouts in a well organised mess at the side desk. A loud noise from the busy street crashes in through the windows. My violet plant is already half-dead and reminds me that I should be thinking about my own shabby drinking regime too…

It is a rainy morning. My computer seems to be sleepy too. Euramis has not waken up yet either. And what is worse, this translation is going way too slow. Mallard, gadwal, granary... I would have never thought that the Danube basin had so many species of duck! I hope I will manage to find all these funny names in Slovak! 'It's a tough job, but somebody has to do it!' says Homer Simpson on the wall, eating a greasy donut (the drawing is gift from my little boy). No, the Field Officer does not have the Simpson's layabout attitude. So glad I have finally managed to name all the poor birds!

This work, however, is nothing like a dull routine. Just skip through my latest agenda: I met talented language students in East Slovakia the other day, and the plan for today, after translating the press release, is to check the state of play with the new conference on Slavic languages and then draft a media briefing on the Juvenes Translatores contest organised by DG Translation in the secondary schools. And on the top of all this, the final details of the European Day of Languages celebrations should be agreed in the afternoon at a meeting with foreign language and cultural institutes. No, the day is not over yet. The Representation's Press officer calls for an urgent translation of an article for a Slovak newspaper!"

Montag, 2. November 2009

Viel mehr als nur Textarbeit – Aus dem Alltag von EU-Übersetzern (Teil I)

In 23 Amtssprachen wird in der EU kommuniziert, der Bedarf an Übersetzern in der Gemeinschaft ist immens. Mit rund 1750 fest angestellten Übersetzern und 600 weiteren Mitarbeitern ist die Generaldirektion Übersetzen der Europäischen Kommission einer der größten Übersetzungsdienste weltweit. Die schriftliche Übertragung von Gesetzen, Berichten, Pressetexten und Korrespondenzen, Beratungsdienste für andere Kommissionsstellen oder die Entwicklung und Pflege technischer Übersetzungshilfen – das Aufgabengebiet der EU-Übersetzer ist umfangreich und vielfältig.

Neben ihren Büros in Brüssel und Luxemburg ist die Generaldirektion auch in anderen EU-Ländern, in den Außenstellen der Kommission, vertreten. Aus diesen sogenannten „Field Offices“ berichten in dieser Woche Übersetzer hautnah von ihrer alltäglichen Arbeit. Den Anfang macht Mariusz Czarnecki, Übersetzer in der Außenstelle in Berlin. Er übersetzt nicht nur tagtäglich Texte für die Kommission, er möchte auch das Thema Mehrsprachigkeit seinen Mitbürgern in der EU näher bringen.
"Four months in the Field Office in Berlin and over 4 years in DGT… and my enthusiasm for languages has never been greater! Languages have always fascinated me. As a child I tried to learn foreign words struggling to repeat the lyrics of songs I heard on the radio. Now I am struggling to spread the message about multilingualism and translation in Germany.

How does my daily work look like?

-Mariusz, Brussels calling. Would you please adapt and disseminate information about the translation contest Juvenes Translatores? It is very important! No doubt it is…
-Mariusz? Katrin from the press service speaking: we have an article written by one of the Commissioners here. It needs to be translated. It is pretty urgent. Could you please…? Of course I can…
-Dear Mr Czarnecki, I am Chinese speaking 8 languages, my mother tongue being German, and I live in Croatia now. I would like to work for the translation service of the Commission. How can I do that? I will be happy to send you all the necessary information and to answer all your questions!
-Mariusz, don’t forget your presentation at the university next week! Let’s hope I won’t…
-Dear Mariusz, thank you for the conversation. I liked your voice on the phone very much. May I call you again please?"